ZeroWaste ist ja immer mal wieder Thema auf diesem Blog. In den vergangenen zwei Jahren haben der Herzensmann und ich immer mehr auf unverpackte und nachhaltige Lebensmittel und Produkte geachtet. Das hat sich auch auf meine Häkelprojekte niedergeschlagen. Aus diesem Grund dachte ich, wird es Zeit für einen Beitrag, der sich mit der Frage befasst: Mit welchem Material kann man gut ZeroWaste Projekte häkeln?
Am ersten Novemberwochenende, durfte ich Caro auf dem Yarncamp dabei unterstützen eine Session über Zero Waste zu halten. In meinen Instagram-Stories wollte ich im Anschluss wissen, ob noch Fragen zu den Sessions offen geblieben sind. Daraufhin bekam ich eine Nachricht, in der gefragt wurde mit welchen Garnen sich ZeroWaste Projekte häkeln lassen.
Womit ZeroWaste Projekte häkeln- diese Materialien sind gut geeignet
Ich habe mich für euch nach Fasern und Materialien auf die Suche gemacht, die sich für Zero- oder LessWaste Projekte eignen. Im Fokus stehen dabei nicht nur die Materialeigenschaften, sondern auch ein kleiner Einblick, was ihr bei den jeweilen Materialien beachten solltet, wenn ihr sie verwenden möchtet.
Generell empfielt es sich, egal für welche Fasern ihr euch entscheidet, auf eine biologisch nachhaltige Produktion und Gewinnung zu achten. Alle Fasern, die ich euch hier vorstelle sind zudem natürlich abbaubar und verroten über die Zeit ohne Rückstände zu hinterlassen.
Nesselfasern- Hanf, Leinen und Ramie
Nesselfasern sind die perfekten Zero-Waste Materialien. Ob Brennnessel oder Hanf: Nesselfasern brauchen wenig bis keine Pflanzenschutzmittel und sie lassen sich in die biologische Landwirtschaft integrieren, da sie kaum besondere Anforderungen an die Böden stellen. Besonders Hanf ist eine sehr ergiebige, wiederstandsfähige Pflanze, die vollständig verwertbar ist. (Falls ihr ein bisschen mehr über Hanf-Anbau wissen wollt, schaut doch mal bei Utopia vorbei. Dort findet ihr einen sehr ausführlichen Artikel, der auch zu weiterführenden Untersuchungen verweist).
Die meisten Nesselgarne lassen sich problemlos bei 60 Grad in der Maschine waschen. Ich verwende Nesselgarne besonders gerne als Putztücher oder für Schwämme. Auch ein Seifensäckchen habe ich aus Hanfgarn gemacht, das inzwischen in unserer Dusche hängt. Da die Fasern etwas fester und gröber sind, sind sie nicht für jeden Ideal als Gesichtstücher einsetzbar. Wer es aber auch im Gesicht ein bisschen fester mag, für den sind auch Peeling-Tücher geeignet.
Projekte die sich gut aus Nesselgarnen herstellen lassen:
• Spültücher– aufgrund ihrer etwas raueren Oberfläche sind Tücher aus Nesselfasern gut für Geschirr und Arbeitsflächen geeignet.
• Seifensäckchen– Statt Duschgel in der Flasche sind Seifensäckchen eine gute Möglichkeit um Seife in der Dusche zu verwenden. Durch die raue Oberfläche peelt ihr zudem die Haut beim duschen.
• Einkaufsnetze- auch für Netze und Taschen sind Jutefasern gut geeignet. Taschen aus Jute dehnen sich nicht so sehr, wie Baumwollnetze. Je nach dem, wie grob das verarbeitete Material ist, kann es sinn machen, bei den Henkeln auf ein anderes Material auszuweichen.
• Schwämme– wenn es kein Tuch sein soll, könnt ihr auch kleine Schwämme aus Hanf- und Jute häkeln.
Vorteile von Nesselfasern:
• Wiederstandsfähige und ertragreiche Pflanzen dienen als Grundlage für Garne. Häufig sind auch andere Pflanzenbestandteile nutzbar. Hanf und andere Nesselfasern stellen zudem nicht zu hohe Anforderungen an ihre Umwelt und können auch bei schwierigeren klimatischen Bedingungen kultiviert werden.
• relativ gute ökologische Bilanz im Anbau und Produktion, da auf Pflanzenschutzmittel verzichtet werden kann. Dies entlastet Insekten, Böden und andere Tiere.
Nachteile von Nesselfasern:
• nicht immer ist es möglich, Garne in Bioqualität zu bekommen. Überhaupt ist es schwieriger Nessel-Garne zu finden. Nicht alle Hersteller haben ganzjährig dieses Material im Sortiment.
• Die Fasern sind teils sehr rau und spröde. Ramie muss bsp. noch mit anderen Fasern wie Baumwolle vermengt werden um nicht durch die Belastung zu reißen.
Baumwolle
Baumwolle ist eine tolle Faser, die sich sehr vielseitig einsetzen lässt. Allerdings benötigt der Anbau viel Wasser und die Pflanzen werden mit einem enormen Einsatz von chemischen Hilfsmitteln behandelt. Zudem ist Baumwolle deutlich empfindlicher als Nesselpflanzen und kann nicht überall und unter verschiedenen Bedingungen angebaut werden. Es lohnt sich auf alle Fälle hier nach biologisch produzierten Fasern ausschau zu halten. Baumwolle ist eine sehr weiche Faser und lässt sich problemlos bei hohen Temperaturen waschen. Möchtet ihr ZeroWaste Projekte aus Baumwolle häkeln, solltet ihr darauf achten, dass euer Garn nicht merzerisiert oder gasiert ist. Weiterveredelte Garne sehen zwar zu beginn schöner aus, werden allerdings durch die Benutzung und Reinigung sehr hart über die Zeit.
Projekte die sich gut aus Baumwolle herstellen lassen:
• Wattepads und Gesichtstücher- Baumwolle ist relativ unempfindlich gegen häufiges Waschen und kann hohe Temperaturen gut ertragen. Aus diesem Grund eignet sich das Material gut für selbstgemachte Abschminkpads
• Spültücher- dadurch, dass sich Baumwolle auch ohne Probleme mit heißem Wasser abschrecken lässt, ist das Material auch gut für Spültücher geeignet. Dabei lassen sich auch verschiedene Muster gut verwenden, wie beispielsweise das Waffelmuster.
• Einkaufstaschen- und Beutel – da Baumwolle relativ unempfindlich ist, ist es auch ein gutes Material um Einkaufsnetze zu häkeln. Das Material dehnt sich unter Belastung zwar ein wenig aus, ist aber alles in allem relativ formstabil.
• Putz- und Staubtücher – durch die weichere Oberfläche von Baumwolle, könnt ihr das Material auch gut verwenden um daraus bsp. Tücher für ein Feuchtwischsystem zu häkeln (z.B. Swiffer). Aber auch Staub lässt sich gut mit Tüchern aus Baumwolle aufwischen.
Vorteile von Baumwolle:
• Problemlos waschbar bei 60°C. Baumwolle könnt ihr auch gut mit kochendem Wasser abschrecken um das Tuch/Schwamm/.. zu desinfizieren, bevor ihr es wascht.
• Gute Verfügbarkeit von Baumwollfasern. Nahezu jeder Hersteller bietet ein Baumwollgarn im Sortiment an- und dies auch ganzjährig.
Nachteile von Baumwolle:
• Baumwolle hat zwar ein grünes Image, benötigt aber viel Aufmerksamkeit, Wasser und Chemikalien im Anbau. Auch biologisch angebaute Fasern sind keine grünen Wunderfasern.
Bambus
Bei Bambus handelt es sich um ein schnell wachsendes Gewächs, welches nicht allzu empfindlich ist, was Umweltbedingungen angeht. Bambus kann sowohl als Pflanzenfaser vorkommen, wesentlich häufiger ist allerdings, dass es sich um Regeneratsfasern handelt. Regeneratsfasern haben zwar einen natürlichen Ursprung, da sie aus Zellulosematerial hergestellt werden. Allerdings benötigen sie eine Menge Arbeitsschritte und mitunter giftige chemische Stoffe. Zwar gibt es auch Bambusfasern, die ohne giftige Abfallstoffe produziert werden, allerdings ist es als Laie gerade nicht so einfach, mehr Infos dazu zu finden. (wenn sich das ändert, werde ich das wohl nochmal ausführlicher hier ergänzen) Bambus wird aktuell noch nicht im großen Maßstab angebaut, somit sind kleinere Betriebe die Hauptlieferanten. Allerdings gibt es kaum Siegel oder Naturschutzstandarts aktuell. Somit gestaltet sich die Suche nach biologischen Bambusfasern ein bisschen schwieriger.
Projekte die sich gut aus Bambus herstellen lassen:
• Wattepads und Gesichtstücher – Bambusgarne sind ähnlich wie Baumwollfasern gut geeignet für die Anwendung im Gesicht. Caro hat ihre Wattepads daraus gearbeitet und ist auch sonst ein Bambus-Fan.
• Alle anderen Projekte, die ihr alternativ auch mit Baumwolle häkeln könntet
Vorteile von Bambus:
• weiche und hitzebeständige Faser, die sich problemlos Waschen lässt.
• kleine Betriebe ernten Bambus. Der Anbau kommt ohne den Eisatz von Pflanzenschutzmitteln aus, da Bambus sehr wiederstandsfähig ist.
Nachteile von Bambus:
• Produktion von Viskose-Fasern ist oft mit einem hohen Energieaufwand verbunden und wird oft unter Einsatz giftiger Chemikalien gewonnen. Umweltfreundlichere Fasersyntetisierung ist zwar möglich, wird aber für Laien nicht transparent dargestellt.
• kaum feste Umwelt- oder Biostandarts in Produktion und Anbau festgeschrieben.
Wollfasern
Wolle beschreibt eine Faser tierischen Ursprungs. Wolle ist auf den ersten Blick nicht die typische Faser für ZeroWaste Projekte. Allerdings gibt es auch Gründe, sich für Wolle zu entscheiden. Gerade wenn ihr einen Blick auf die lokale Schafhaltung werft, seht ihr schnell, dass viele Fasern entsorgt werden. Schafe in Deutschland werden als Fleischproduzenten gehalten, das Augenmerk der Zucht liegt nicht auf der Faserqualität. Für Kleidungsstücke sind diese Fasern darum oft zu rau. Jedoch ist lokale Wolle ein Nachhaltigkeits Champion: kurze Transportwege, generell hohe Auflagen in Aufzucht und Haltung und die Unterstützung eines traditionellen Berufs, der eine große Bedeutung für unsere Natur hat. Wollfasern sind von natur her antibakteriell, lassen sich aber nicht unbedingt heiß in der Maschine waschen. Gerade raue Fasern und Garne eignen sich für den Einsatz. Hochwertige oder weiche Garne würde ich allerdings nicht für den Einsatz als Putzschwamm auswählen.
Projekte die sich gut aus Wolle herstellen lassen:
• Staubtücher- da ihr diese Tücher nicht bei extrem hohen Temperaturen wasschen müsst, sind sie gut für die Verarbeitung von Wollfasern geeignet. Gerradde längere und abstehende Fasern, sowie eine gewisse antistatische Fähigkeit von echtem Tierhaar, hilft beim Staubwischen wirklich weiter.
• Spültücher und andere Putztücher- gefizte Wollfasern sind auch für den Einsatz als Putztücher denkbar. Vollgesogene Wollgarne trocknen nur sehr langsam ab. Für eine gute Trockenmöglichkeit müsst ihr also sorgen. Zudem lassen sich Wollfasern nur bedingt heiß waschen. Am Besten arbeitet ihr sie größer und wascht sie vor der ersten Nutzung heiß. Auf diese Weise schrumpft das Tuch auf eine Größe, bei der es später nicht mehr viel kleiner wird.
Vorteile von Wolle:
• mit dem Kauf von regionalen Fassern unterstützt ihr direkt kleinere Schäfer und könnt euch auf strenge Regeln zum Tier- und Umweltschutz verlassen.
Nachteile von Wolle:
• hohe Filzneigung der Fasern erschwert die Reinigung der ZeroWaste Projekte. Wolle lässt sich nicht gut bei hohen Temperaturen reinigen und muss vor der Wäsche desinfiziert werden, indem ihr sie vorab mit heißem Wasser überschüttet.
• die gut geeigneten Fasern findet ihr nur schwer als fertige Garne auf ddem Markt. Ihr müsst euch also selbst auf die Suche machen und ggf. auch selbst die Fasern spinnen.
Andere Fasern wie Mais, Sea-Shell usw.
Neben der kleinen Auswahl, gibt es noch eine Menge mehr Fasern, die ihr nutzen könnt. Ich selbst habe bisher noch nicht mit diesen gearbeitet, darum halte ich mich hier erst einmal zurück. Generell gilt bei allen anderen Fasern, dass ihr euch vorab informieren könnt über:
• Herstellung: Handelt es sich um eine Faser, deren Ursprung natürlich ist. Ist der Ursprung einfach und unkompliziert, oder werden viele Rohstoffe oder Chemikalien eingesetzt? Gibt es strenge Vorgaben, was die Herstellung und Weiterverarbeitung angeht? Handelt es sich um Großproduktionen oder kleine Abbauregionen?
• Abbaubarkeit: Ist das Garn biologisch abbaubar und zerfällt es nach einer bestimmten Zeit?
Habt ihr Erfahrungen mit diesen Fasern gesammelt? Schreibt mir gerne eine Nachricht. Ich bin super gespannnt, welche Erfahrungen ihr damit habt. Auch gerne, wenn ein Material gar nicht funktioniert, weil es sich nicht gut reinigen lässt.
Was ihr sonst noch beachten solltet
Neben der Auswahl des Materials, gibt es noch ein paar Punkte die ihr berücksichtigen solltet wenn ihr ZeroWaste Projekte häkeln möchtet.
Farbveränderungen
Häkelt ihr Spül-, Putz- oder Tücher fürs Gesicht, kommen diese Tücher auch mit färbenden Materialien in Berührung. Nicht immer lassen sich diese Farbrückstände vollständig entfernen. Stört euch eine solche Verfärbung, z.B. Rückstände vom wasserfesten Maskara, solltet ihr eine dunkle Farbe für euer Projekt wählen. Bedenkt aber, dass dunkel gefärbte Garne ausbleichen können und sich auch hier die Farbe ändert. Flecken oder Verfärbungen sind aber kein Zeichen für ein unhygienisches Tuch. Wascht ihr eure Tücher häufig, passiert das mit der Zeit einfach.
Trocknung und Hygiene
Selbstgehäkelte Projekte müssen gut trocknen können und sollten regelmäßig gewaschen werden. Ich habe bisher keine Probleme mit meinen Tüchern. Allerdings würde ich keinen Duschpuschel aus Baumwolle oder Jute in mein Bad hängen. Diese Puschel sammeln Feuchtigkeit und fangen darum leicht das müffeln an. Zudem solltet ihr Schwämme und co. nicht füttern.
Falls ihr sehen möchtet, wie meine Gesichtsstücher nach mehr als 2 Jahren aussehen, dann schaut bei meinem Review-Artikel vorbei. Zudem habe ich euch die wichtigsten Infos kurz zusammengefasst.
ZeroWaste Projekte zu häkeln macht nicht nur Spaß, sondern es ist auch ein guter Weg um Müll zu reduzieren. Ich hoffe, ihr konntet ein paar neue Ideen und Eindrücke mitnehmen. Hinterlasst mir gerne einen Kommentar, was eure Erfahrungen sind. Welche Materialien verarbeitet ihr gerne? Und womit habt ihr nicht so gute Erfahrungen gemacht?
Hallo liebe Jasmin, ein ganz toller Artikel, vielen Dank! Ich würde mir sehr gerne einen Peeling-Handschuh stricken und bin auf der Suche nach geeignetem Garn, da kommt mir deine schöne Übersicht, auch wenn sie schon etwas älter ist, gerade recht 🙂
Ich hätte eine Frage: Könntest du mir konkrete Garne nennen, die du für einen Peeling-Handschuh empfehlen könntest. Ich finde bei den gängigen Garnherstellern nur Garne, die als besonders weich angepriesen werden, was ja für einen Pulli ganz wunderbar ist, aber für meinen Zweck nicht geeignet.
Vielleicht kannst du mir da weiterhelfen?
Ganz liebe Grüße Jasmin 😉
Hallo liebe Jasmin, bitte entschuldige, dass ich dir erst jetzt antworte….
ich würde heute einen Peelinghandschuh tatsächlich aus Paketschnur oder Frotteegarn machen. Gerade letzteres kommt immer mal wieder bei einigen Marken in den Handel (z.B. Schachenmayr und wolly hugs).
Ich hoffe das hilft dir dennoch etwas weiter, auch wenn die Antwort sehr spät kommt.
liebe Grüße