Manchmal ist es wie verhext: Ihr habt eure Traum-Anleitung gefunden, nur das dazu passende ist einfach nicht aufzutreiben. Aber Garne austauschen ist oft gar nicht so einfach, denn es gibt einiges, was ihr dabei beachten solltet. Ich habe mir darum einmal die Mühe gemacht und einige Tipps und Tricks zusammengetragen. Die sollen euch helfen, geeignete Alternativen zu Garnempfehlungen von Anleitungen zu finden.
Garne austauschen- warum muss das manchmal sein?
Es gibt viele Gründe, warum es Sinn machen kann, von den angegeben Garnen in einer Anleitung abzuweichen. Zum einen natürlich der Klassiker: das angegebene Garn ist nicht mehr verfügbar.
Manche Garne sind einfache Saison-Produkte. Sie sind für einige Monate erhältlich und beim nächsten saisons-bedingten Sortimentswechsel sind sie einfach nicht mehr zu bekommen. Um die Anleitung doch noch umzusetzen, müsst ihr eine Alternative suchen.
Ein weiterer Grund können persönliche Entscheidungen sein. Allergien oder persönliche Entscheidungen gegen bestimmte Produkte können ein Ausweichen auf eine Materialalternative notwendig machen.
Bei Amigurumianleitungen ist es häufig einfacher möglich das verwendete Material zu tauschen. Viele Puppen sehen ein paar Millimeter größer oder kleiner noch immer gut aus- bei Kleidung können schon ein paar Zentimeter an den falschen Stellen für Frust sorgen.
Garnstärken bestimmen- Was ihr beim Austausch zu beachten habt
Als ich zum Thema Wollstärken und Yarn Weight recherchiert habe, ist mit immer wieder das Versprechen begegnet, von dem wohl jeder von uns träumt- Garne mit der selben Garnstärke sind untereinander problemlos austauschbar. Das kling zu gut um wahr zu sein- und das ist es auch.
Die grundlegenden Kenntnisse über die verschiedenen Einordnungen von Garnstärken ob nun im englischen System oder die WPI-Messmethode sind wichtig, wenn ihr euch auf die Suche nach geeignetem Ersatzmaterial macht. Über beides habe ich je einen eigenen Beitrag verfasst, schaut dort kurz vorbei um euch einen Überblick zu verschaffen.
Tatsächlich könnt ihr die Wahl des alternativen Garns auf diese Weise gut eingrenzen. Dabei ist die WPI-Messmethode nochmals deutlich zuverlässiger, als das 0-7 System im englischsprachigen Bereich.
Diese Rolle spielt das Material für euren Tausch
Im Idealfall ersetzt ihr gleichartige Garne miteinander. Das heißt: ist das Ausgangsmaterial Wolle, empfielt es sich bei der Alternative auch auf Wolle zurückzugreifen. Aus verschiedenen Gründen ist das aber nicht immer möglich. Wer beispielsweise vegan lebt, wird vegane Alternativen zu Wolle bevorzugen. Bei einem Tausch von Materialien solltet ihr aber immer berücksichtigen, dass verschiedene Fasern auch ein unterschiedliches Gewicht haben.
Dies spielt besonders dann eine Rolle, wenn es sich um Kleidungsstücke oder große Projekte wie Decken handelt. Tauscht ihr bei einer Jacke das Material von Wolle zu Baumwolle, erhöht sich das Gewicht der Jacke- die Gefahr, dass sie ausleiert nimmt zu. Berücksichtigt daher auch immer das Gewicht im Bezug zur Lauflänge.
Ein anderer nicht zu vernachlässigender Aspekt ist das Verhalten von Fasern. Ein perfektes Beispiel hierfür sind gehäkelte oder gestrickte Wattepads. Sie funktionieren hervorragend mit Bambus- und nicht merzerisierten Baumwollgarnen. Garne mit Kunstfasern oder reiner Wolle müssen anders gereinigt werden und merzerisierte Baumwolle wird nach einigen Wäschen hart. Wollt ihr Materialien untereinander austauschen, ist es also unablässig sich zuvor mit den weiteren Eigenschaften auseinanderzusetzen.
Maschenproben- Abweichungen im Material frühzeitig erkennen
Ich sage es nur sehr ungern, aber das wichtigste Werkzeug um sicherzugehen, dass ihr Garne austauschen könnt, ist eine Maschenprobe anzufertigen.
Auch wenn ihr Garne der gleichen YarnWeight Kategorie gegeneinander ersetzt kommt es natürlich auch hier zu Abweichungen im Durchmesser des Fadens. Was bei einer Maschenprobe auf 10 cm nur eine oder zwei Maschen ausmacht, kann bei einer Jacke dazu führen, dass sie später nicht richtig passt.
Anhand einer sauber gearbeiteten Maschenprobe könnt ihr schnell erkennen, ob die Maße mit der angegebenen Probe übereinstimmt, oder ob ihr umrechnen müsst. Wie ihr Maschenproben häkeln könnt, und was ihr daraus ableiten könnt, habe ich euch hier aufgeschlüsselt.
Alte Anleitungen nacharbeiten
Weil ich gerade selbst dabei bin, mich in ein paar historische Handarbeitsanleitungen einzulesen, habe ich mir gedacht, füge ich dem ganzen Beitrag noch einen weiteren Absatz hinzu.
Alte Anleitungen sind natürlich im Bezug auf das Material, das verwendet wurde, ein bisschen tricky. Je nachdem wie alt die Anleitung ist, könnt ihr den Bereich in drei Schwierigkeitsgrade aufteilen: Es gibt gar keine sinnvolle Angabe über Fadendicke, Hersteller oder sogar Nadelstärke. Manchmal habt ihr noch das Glück, dass ein (schlechtes) Bild dabei ist. Hier kommt ihr nur mit Erfahrung, Austesten und Recherche weiter. Und von all dem benötigt ihr reichlich.
Der etwas benutzerfreundlichere Schwierigkeitsgrad zeichnet sich dadurch aus, dass ihr zumindest teilweise Angaben zum verwendeten Material oder/und eine Maschenprobe habt. Hier müsst ihr immernoch einiges tüfteln, könnt aber auf eure Bezugsgrößen zurückgreifen. Und dann gibt es noch Anleitungen mit vollkommen wirren Angaben, die heute vielleicht nicht mehr verwendet werden, aber Lauflänge in Relation zum Gewicht stellen, oder zumindest den Namen des Garns oder Herstellers verraten. In diesem Fall müsst ihr recherchieren, ob und welche Infos ihr zum Garn noch findet, damit ihr es vernünftig austauschen könnt.
Zusammenfassung- so könnt ihr Garne austauschen und Alternativen verarbeiten
Achtet beim Garn-Tausch darauf, möglichst viele übereinstimmende Merkmale zu finden. Garndicke (YarnWeight), Gewicht der Faser im Bezug zur Lauflänge, sowie vergleichbare Eigenschaften der Alternativen sind gute Hinweise. Um wirklich auf Nummer sicher zu gehen, oder falls ihr dünneres oder dickeres Garn verwenden möchtet, investiert die Zeit für eine Maschenprobe. Oft ist es verführerisch, dünneres Garn doppelt zu nehmen, schaut aber auch dann nochmals nach und vergewissert euch, dass es mit der angegebenen Maschenprobe übereinstimmt.
Falls ihr auf Nummer sicher gehen wollt, dann werft doch mal einen Blick auf YarnSub. Hier könnt ihr nach einem bestimmten Material suchen und erhaltet ein ziemlich detailliertes Ergebnis über potentielle Alternativen. Besonders gut gefällt mir, dass ihr auch die Übereinstimmungen und Abweichungen aufgezeigt bekommt.
Habt ihr noch Tipps, wie der Austausch von Garnen möglichst reibungslos funktionieren kann? Hinterlasst mir gerne einen Kommentar.
Hallo zusammen!
Ich habe eine Strickanleitung für eine Babyjacke aus Merinowolle. Ich würde jedoch gerne Baumwolle verwenden. Die Jacke wird von meiner 90jährigen Oma gestrickt, die es nicht einsieht eine Maschenprobe zu machen. 😉 Wie sinnvoll ist mein Projekt? Kann ich davon ausgehen, dass die Jacke in der kleinen Größe doch einigermaßen was wird?
Liebe Grüße Constance
Hallo Constance,
das ist eine schwierige Frage, die davon ahängt, inwieweit die Baumwolle von der Stärke des angegebenen Garns abweicht.
Generell gilt Tauschst du Garne aus, ersetzt du sie am besten durch ein garn mit identischen eigenschaften (Dicke, Nadelstärke,…..) Allerdings können Omas bei einiger Erfahrung auch ohne Maschenprobe kleinere Ungleichheiten auffangen 😉
liebe Grüße