Zugegeben, bei Häkel- und Strickkleidung denkt man nicht unbedingt und zuerst an Sommer und heißes Wetter. Dass Strick- und Häkelstücke längst nicht nur etwas für kalte Temperaturen oder Winter sind, dürfte sich spätestens bei einem Blick auf Anleitungen von Sommertops oder tollen Materialmischungen mit Leinen und Co erklären. Aber was könnt oder solltet ihr beachten, wenn ihr Strick- und Häkelkleidung im Sommer tragen wollt?
Ich bin erst seit kurzem im DIY-Klamotten Game aktiv. Ich hab mich lange nicht ans Fertigen von Kleidung gewagt. Fehlende Erfahrung und Handwerkswissen haben mich vom Nähen abgehalten und selbst beim Häkeln oder Stricken habe ich mich lange davon verunsichern lassen, dass es bestimmt nicht gut aussehen könnte. „Strick trägt ja auf“ und ich bin ohnehin mehr auf der Plus Seite von Size. Mit meiner ersten Jacke und meinem ersten Häkelpullover im Winter hat sich mein Verhältnis zu selbstgemachter Kleidung aber etwas verändert.
Also habe ich mich weiter rangetastet und nun auch begonnen meine ersten Frühjahrs- und Sommerstücke zu häkeln. Weil ich nun mal ich bin, hab ich mich vorab erstmal umfassend mit Tipps, Material und allem rund um Sommerstrick befasst.
Und weil ich dachte, dass das vielleicht auch für euch interessant sein könnte- besonders wenn ihr wie ich zu Beginn, nicht so viel Erfahrung mit Strick-und Häkelkleidung im Sommer habt- habe ich mal alles zusammentragen, was ich gelernt und gelesen habe.
Material Matters
Bei der Auswahl des Garns für sommerliche Strickprojekte ist es wichtig, leichte und atmungsaktive Materialien zu bevorzugen. Baumwolle, Bambusviskose und Leinen sind hervorragende Optionen für den Sommer, da sie Feuchtigkeit gut aufnehmen und die Luft zirkulieren lassen.
Vermeidet nach Möglichkeit dicke, wärmende Garne wie Schurwolle oder Alpakawolle, da sie zu heiß und unangenehm werden können. Ich bin ohnehin sehr hitzeempfindlich. Darum lasse ich auch von relativ dünnen Garnen aus Wolle die Finger für Sommerkleidung. Aber das kann tatsächlich vom individuellen wärmeempfinden abhängen. Auch Garne mit langen Fasern sind nicht unbedingt super für den Sommer, da die abstehenden Fasern gerne an der Haut haften können. Soll es doch eine tierische Faser für das Sommerprojekt werden, können Superwash ausgestattete Garne (mehr zum Hercosett-Verfahren hier) durchaus Sinn machen. So müsst ihr euch weniger Gedanken um eure Stücke machen, wenn ihr sie öfter einmal waschen müsst.
Allerdings: ein zu hoher Kunstfaseranteil kann im Sommer eher schwierig sein- besonders bei Garnen, die zu mehr als 50% aus Kunststoffen bestehen. Je nach Art der künstlichen Faser können diese schnell Gerüche annehmen oder die Neigung zum Schwitzen verstärken. Aber auch hier, wer reines Leinen als zu kratzig oder das Gewicht von Baumwolle als störend empfindet, kann natürlich auf Garne mit Kunstfaseranteil zurückgreifen.
Für mich haben sich Leinengarne und auch Baumwoll-Bändchengarne als meine Favoriten in diesem Sommer herausgestellt. Bändchengarne bieten eine schöne Struktur, sind aber nicht ganz so massiv wie gezwirnte Garne aus Baumwolle und so sind die Kleidungsstücke auch etwas leichter.
Loch oder Muster?
Bei der Auswahl eures Strick- oder Häkelmusters solltet ihr auf luftige und offene Strukturen setzen. Egal ob beabsichtigen Lochmuster oder absichtlich zu groß gewählte Nadelstärken können für eine bessere Belüftung sorgen. Außerdem macht ein schönes Muster euer Kleidungsstück zu einem tollen Hingucker.
Die richtige Passform und das Design
Will man Strick- und Häkelkleidung im Sommer tragen, kann es sinnvoll sein, sich auf Oberteile mit kurzen Ärmeln oder ärmellosen Designs zu konzentrieren. Leichte T-Shirts, CropTops oder ärmellose Westen, die gut zu Shorts, Röcken oder leichten Hosen passen. Auch leichte Boleros oder Cardigans sind super für Sommerabende.
Locker fallende Kleidungsstücke können die Luftzirkulation erleichtern und so beim Wärmeausgleich helfen. Lockere Kleider, Tuniken oder leicht taillierte Tops bieten hier tolle Möglichkeiten.
Ich habe mich für meine Oberteile an sehr geradlinigen Schnitten orientiert die Grundformen sind bei mir daher meist wenig taillierte Rechtecke. Ich kombiniere meine Oberteile meist mit Röcken, die auf Taillenhöhe sitzen, daher müssen meine Oberteile und Jacken für den Sommer gar nicht so lang sein und dürfen dafür gerne weiter fallen. Das ist aber eine individuelle Stilfrage.
Farben- Trends vs. Evergreens
Die Farbauswahl gerade im Sommer ist oft traumhaft- Pastell, Bonbon, Tropical… die Farbpaletten sind besonders im Sommer grandios farbenfroh. Aber gerade bei handgemachten Stücken, die in ihrer Herstellung zeitintensiv sind, lohnt es sich manchmal auf Evergreen-Farben zurückzugreifen. Gemeint sind damit Farben, die sich auch in drei Jahren noch als zeitlose Schönheit mit einer Vielzahl an unterschiedlichen Kleidungsstücken kombinieren lassen. Natürlich spricht nichts gegen knallbunt, aber wer wie ich, sonst vorrangig schwarz, grau und senfgelb in seiner Garderobe hängen hat (und auch besonders gerne zu dieser Farbkombi greift, wenn es schnell gehen muss), für die ist vielleicht die Farbkombi NeonFlamingo-Mint schwerer in das tägliche Outfit zu integrieren als ein kräftiges Rostrot.
Aber abseits der Überlegung „trage ich das in drei Jahren immernoch“ gibt es keinen Grund irgendwelche Farb-Vorgaben auszusprechen. Generell gilt: tragt vor allem das, worin ihr euch wohlfühlt.
Wash it Baby!
Der letzte Punkt auf meiner Liste hat vor allem mit praktischen Überlegungen zu tun und spielt normalerweise bei meiner Wahl für oder gegen ein Garn nur eine untergeordnete Rolle. Es geht um die Waschbarkeit von Fasern und den fertigen Stücken. Generell wasche ich meine Kleidung im Sommer häufiger als im Winter. Ich mag schwitzige Kleidung nicht und ich lehne mich mal aus dem Fenster und behaupte, mit dieser Abneigung bin ich nicht allein.
Je einfacher ich ein Kleidungsstück waschen kann, desto besser. Das gilt auch für meine selbstgemachten Sachen. Handwäsche ist das höchste der Gefühle. Aber während ich meine Winterpullover öfter Auslüfte statt ein Vollbad zu spendieren, gilt für meine Sommerkleidung, dass sie einige Reinigungszyklen ertragen muss. Achtet bei Material für Sommerkleidung darauf, dass sie sich gut reinigen lassen. (hier findet ihr übrigens Tipps zum Reinigen von handgemachten Stücken)
Strick- und Häkelkleidung im Sommer tragen- mein persönliches Fazit
Nachdem ich mich an Kleidung gewagt habe, gibt es keinen Grund mehr darauf zu verzichten. Selbstgemachte Kleidungsstücke bieten eine Freiheit, in Bezug auf individuelle Anforderungen und Bedürfnisse, die kein normales gekauftes Kleidungsstück erfüllt. Und die Anzahl an tollen Anleitungen für den Sommer ist gigantisch.
Ich befinde mich noch immer am Anfang meiner Reise in Richtung DIY Kleiderschrank. Es hilft mir ein paar Eckpunkte im Kopf zu haben (besonders Waschbarkeit und Farbe), die mir bei der Materialwahl helfen können. Aber seit ich begonnen habe Häkel- und Strickkleidung selbst zu machen gibt es immer weniger Gründe darauf zu verzichten.
Wie ist das bei euch? Hab ihr schonmal Sommerkleidung selbst gehäkelt oder gestrickt? Was ist euch bei solchen Stücken besonders wichtig?
Und falls ihr keine Kleidung machen wollt, aber trotzdem im Sommer häkeln oder Stricken wollt, schaut euch doch auch meinen Beitrag über Häkeln im Sommer an.