Handgemachte Kleidung oder Accessoires waschen ist ein nicht ganz einfaches Thema, denn fast jeder kennt es: aus versehen ist ein Kleidungsstück aus Wolle in der Waschmaschine gelandet und nun allerhöchstens als Kinderkleidung zu gebrauchen.

Darum habe ich einmal die wichtigsten Tipps und Tricks zusammengetragen, die euch helfen sollen, lange Freude an euren handgemachten Sachen zu haben.

Wem ist nicht schon einmal ein Wollkleidungsstück durch ungeeignetes Waschen eingelaufen? Das ist schon ärgerlich, wenn die Teile gekauft worden sind, noch viel unschöner ist es aber, wenn es sich um ein mühevoll handgestricktes oder handgehäkeltes Teil handelt, für das ihr viele Stunden investiert habt.

Im Grunde muss Kleidung aus reiner Wolle nicht so häufig gewaschen werden. Wolle ist antibakteriell und daher haften unangenehme Gerüche (wie Schweiß) nicht lange in den Fasern. In vielen Fällen reicht es, Kleidungsstücke über Nacht auszulüften.

Manchmal kann es jedoch trotzdem nötig werden die Kleidung zu reinigen, dann gibt es ein paar Dinge zu beachten um möglichst viel Freude mit seinen Handarbeitsstücken zu haben.

Allgemein lassen sich drei Arten von Fasern unterscheiden: tierische, pflanzliche und künstliche/synthetische Fasern.  Besonders Wollfasern, also Fasern tierischen Ursprungs sind gefährdet einzulaufen und die Haptik nach dem Waschen ist immer wieder recht ähnlich: statt einer geschmeidigen Strick- oder Häkelstruktur kommt ein steiferes Stück aus der Maschine, welches im aller schlimmsten Fall kaum mehr irgendwelche Struktur hat. Charakteristisch ist auch ein leises knacken oder krachen, wenn man versucht die Faser auseinander zu ziehen. Die Wolle ist während des Waschens verfilzt.

Für Eilige: Am Ende des Artikels findet ihr auch eine schnelle Zusammenfassung, was ihr über die Pflege von Wolle wissen solltet.

Wolle und Produkte aus Wolle pflegen

Warum verfilzt Wolle

Wolle ist schlicht das (Fell-)Haar von verschiedenen Tieren. Ähnlich wie die Haare von uns Menschen weist auch Wolle eine schuppige, raue Faseroberfläche auf. Genau hier liegt das Geheimnis, wie aus einem Pullover in Erwachsenengröße schnell einer für Kinder werden kann. Ist reine Wolle einer hohen mechanischen Bewegung ausgesetzt- wie der Drehung der Trommel in der Waschmaschine, werden die Fasern an- und ineinander gedrückt, schieben sich aneinander vorbei, können aber nicht mehr zurück, da die Schuppenoberfläche sich ineinander verkeilt. Vergleichbar ist dieser Effekt mit einem Kabelbinder- enger ziehen ist problemlos möglich, ihn wieder zu lockern jedoch nicht.

Hitze verstärkt diesen Effekt sogar noch umso mehr, da sich unter Hitzeeinwirkung die Schuppen aufstellen und so die Wiederstände noch größer sind. Bei glatten Garnen aus Wolle ist dieser Effekt schon unschön, aber bei Fasern, die sich durch einen besonderen Flausch auszeichnen ist das Thema verfilzen noch problematischer.

Superwash Ausstattung

Die Garnproduzenten haben mit der Superwash-Methode eine Behandlung für Wollfasern etabliert, bei dem die einzelnen Fasern vollständig von einer dünnen, glatten Kunststoffschicht überzogen sind. Es handelt sich um Kunstfasern mit einem Naturfaserkern. Weitere Infos über das Hercosett-Verfahren und weitere Garnveredelungen findet ihr auch hier.

Fasern, die über eine Superwash-Ausstattung verfügen sind durch die spezielle Behandlung nicht mehr so filzanfällig und lassen sich bis zu einer bestimmten Temperatur auch in der Waschmaschine reinigen.

Herstellerangaben beachten

Garnproduzenten investieren in der Regel eine Menge Zeit darin, ihre Produkte zu testen. Probewaschen gehört dazu, daher ist ein Blick auf die Banderole (sofern diese noch zur Hand ist) eine sehr gute Idee. Aber keine Sorge, ihr müsst die Garnbanderole nicht bis ins nächste Jahrhundert aufbewahren, ihr könnt euch auch ganz einfach eigene Kleidungsetiketten herstellen. Wie das genau funktioniert habe ich euch in diesem Beitrag schon einmal verraten.

Falls ihr euch fragt, was die kryptischen Symbole auf den Banderolen bedeuten, habe ich sie für euch nochmals kurz zusammengefasst:

Pflegehinweise für Wolle verstehen

Waschmaschine oder Handwäsche?

Je nach dem, was der Hersteller empfielt, dürfen handgefertigte Stücke auch ins Wollprogramm der Waschmaschine. Dieses Programm für Kleidungsstücke aus Wolle unterscheidet sich in einigen Punkten von den restlichen Programmen der Maschine.

Niedrigere Drehzahlen und Temperaturen: sollen sicherstellen, dass die Fasern nicht zu großer Hitze oder einer zu großen mechanischen Belastung ausgesetzt werden.

Veränderter Reversierrhythmus (Rhythmus in dem sich die Waschtrommel rechts- oder linksherum dreht mit Pausen zwischen den Richtungswechseln): die Trommel dreht sich im Vergleich zu den anderen Programmen deutlich kürzer in eine Richtung und die Pause zwischen den Richtungswechseln ist länger- die Wolle wird also kürzer und weniger bewegt.

Höhere Wassermenge: die höhere Menge an Wasser im Wollwaschprogramm sorgt dafür, dass die einzelnen Fasern mit Feuchtigkeit überzogen sind- so kann die Reibung und damit auch die Filzneigung reduziert werden. Durch die höhere Wassermenge kann das Kleidungsstück später deutlich nasser aus der Maschine kommen. Sollte das Wollprogramm nicht richtig schleudern, könnt ihr im Anschluss noch ein schonenderes Schleuderprogramm auswählen (etwa 400 Umdrehungen).

Geringere Füllmenge: um Reibung zwischen den Fasern zu vermeiden, sollte die maximale Füllmenge beim Wollwaschprogramm bei etwa einem Kilo liegen (hier variieren die Angaben der Hersteller- zwischen unter einem kg bis zu 2 kg sind angegeben). Ist die Maschine zu voll, steigt die Gefahr des verfilzens, ist sie zu leer, kann es passieren, dass das Schleuderprogramm nicht richtig arbeitet und die Wolle zu nass bleibt.

Stücke, die mit Superwash ausgerüstet sind, müssten diese Behandlung gut vertragen (meine Socken wasche ich sogar in der regulären 30°C Wäsche mit und habe keine Probleme damit).

Bei Werkstücken mit einem sehr hohen Wollgehalt, sehr hochwertigen Fasern (ohne Superwash) oder schlicht unauffindbarer Pflegeempfehlung des Herstellers, empfielt sich jedoch Handwäsche.

Vorsicht! Handwäsche ist tückisch und nicht immer so schonend wie gedacht: auch hier sollte darauf geachtet werden, dass das Wasser nicht zu heiß ist und die Wolle sollte auf keinen Fall grob ausgeschrubbt werden (am besten sind langsame und wenige Bewegungen).

Vorgehen und Waschmittel

Am besten dreht ihr selbstgehäkelte oder gestrickte Stücke auf links vor der Reinigung, so wird die Struktur nicht so viel Reibung ausgesetzt und bleibt schön klar definiert. Auch reduziert sich die Bildung von kleinen Wollknötchen auf der Außenseite (pilling). Ihr solltet zudem darauf achten, dass alle Knöpfe und Reißverschlüsse geschlossen sind.

Bei der Handwäsche lasst ihr lauwarmes Wasser in ein Becken ein und gebt Wollwaschmittel hinzu. Das spezielle Reinigungsmittel unterscheidet sich von regulären Waschmitteln durch das Fehlen einiger Zusätze um die Wollfasern zu schützen:

keine Proteasen: Proteasen sind Enzyme, die im herkömmlichen Waschmittel für die Spaltung von Eiweißen zuständig sind und somit Milch- oder Blutflecke entfernen können. Da Wolle aus Protein bestehen, würden Proteasen die Fasern ebenfalls angreifen und sie schädigen.

keine Bleichmittel/optischen Aufheller: diese Zusätze sorgen normalerweise dafür, dass Fasern keinen Grauschleier oder Vergilbungsspuren zeigen. Bei Wollwaschmitteln wird darauf verzichtet, da sie die Farbe angreifen können.

niedriger pH-Wert: der niedrigere Wert verhindert das verfilzen zusätzlich und greift die Fasern nicht so stark an.

verstärkte Schaumbildung: der Schaum kann sich ähnlich wie das Wasser zwischen die Fasern drängen und die Reibung so vermindern.

Lasst euer Kleidungsstück einweichen und wascht es anschließend mit klarem, lauwarmen Wasser aus. Drückt die Faser nur vorsichtig aus. Es gibt Garne, die nicht ausgewrungen werden dürfen, aber auch bei allen anderen Wollstrukturen sollte nicht versucht werden mit Gewalt jeden Tropfen Wasser herauszupressen.

Bei der Reinigung in der Maschine gebt ihr ebenfalls ledigleich Wollwaschmittel hinzu. Weichspüler ist in der Regel nicht notwenig und kann den Fasern sogar schaden.

Handgemachtes aus Wolle richtig pflegen und reinigen

Nach dem Waschen

Nach dem Waschen trocknet ihr Kleidung aus Wolle am besten liegend. Wollfasern können sehr viel Feuchtigkeit aufnehmen und somit auch einiges an zusätzlichem Gewicht. Dieses zieht die Kleidung nach unten, wenn sie aufgehängt wird- das Kleidungsstück verzieht sich und leiert aus (Je größer, desto schwerer). Ist das Kleidungsstück noch sehr nass, könnt ihr ein Handtuch darunter legen. Dieses nimmt die überflüssige Feuchtigkeit auf.

Selbstgestrickte oder -gehäkelte Kleidungsstücke solltet ihr nie auf der Heizung oder direkt in der Sonne trocknen- die Fasern nehmen durch die Hitze auf der Heizung schaden und Sonne bleicht sie aus. Auch der Trockner ist tabu.

Nachdem die Kleidungsstücke getrocknet sind, genügt es oft, sie einfach leicht in Form zu ziehen. Einige Hersteller geben auch genaue Empfehlungen ob und wie heiß ihr Material gebügelt werden darf.

Kleidungsstücke aus Wolle lagert ihr am besten liegend. Schüttelt sie regelmäßig aus um die Stücke für Motten unattraktiv zu machen. Auch Zedernholz oder Lavendel kann eure Kleidung vor Ungeziefern schützen.

Handgemachtes aus Wolle richtig pflegen

Kurz und Knapp

♥ Wolle kann aufgrund der Oberfläche der Fasern leicht verfilzen, wenn sie zu warm oder unter zu viel Bewegung gewaschen werden

♥ Superwash sorgt dafür, dass Wolle auch bei niedrigeren Temperaturen in der Waschmaschine gewaschen werden kann

♥ Wollwaschprogramme von Waschmaschinen arbeiten mit mehr Wasser, weniger Umdrehungen und geringeren Temperaturen. In der Regel, darf eine bestimmte Menge an Zuladung nicht überschritten werden

♥ Handwäsche ist für feine Fasern die bessere Wahl. Hier ist wichtig: Nicht zu heiß und nicht zu viel bewegen

♥ Wollwaschmittel unterscheiden sich in ihrer Zusammensetzung von gewöhnlichen Waschmitteln und sind auf das Material abgestimmt

♥ Wolle sollte liegend getrocknet werden, da sie sich sonst verziehen kann. Auch muss Sonneneinstrahlung und Heizungshitze vermieden werden

♥ Herstellerangaben beachten

♥ Wolle muss nicht häufig gewachen werden, oft genügt es, die Kleidung gut auszulüften.

 

So pflegt ihr wolle richtig

Bis auf meine Stricksocken wasche ich tatsächlich alle meine Stücke von Hand. Ich habe damit nur gute Erfahrungengemacht, auch wenn die Kleidungsstücke dann etwas länger brauchen, bis sie wirklich trocken sind.

Was sind eure Erfahrungen mit der Pflege von Wollkleidungsstücken? Hinterlasst mir gerne einen Kommentar [icon name=“comments-o“ class=““ unprefixed_class=““]

2 Comments on Handgemachtes aus Wolle reinigen und pflegen

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