Es gibt eine Menge schöner Anleitungen im Netz, einige davon sind kostenfrei, andere kosten hingegen Geld. Warum das so ist und warum die all-4-free Einstellung die Vielfalt schmälert und wieviel Arbeit  kostenpflichtige Anleitungen in der Entwicklung sind, erkläre ich euch heute.

FAierer Umgang mit Anleitungsdesignern- Diese Arbeit steckt hinter einer kostenpflichtigen Anleitung

In deutschsprachigen Handarbeitsgrupen bei Facebook finde ich persönlich immer die schönsten Vorlagen für meine Beiträge. Ich rege mich zwar meistens über Diskussionen wie Mulesing, Urheberrecht und das Tauschen von Anleitungen auf, aber sie bieten mir immer wieder Impulse für meinen Blog. Das Thema Anleitungen und vor allem Preise für kostenpflichtige Anleitungen ist eines, das immer wieder von A-Z durchdiskutiert wird.

Darum geht es: Kostenpflichtige Anleitungen für Handarbeitsprojekte

Handarbeitsanleitungen gibt es schon lange. Früher gab es Bücher und Zeitschriften mit Anleitungen. Hat man dort nichts gefunden, musste man einfach kreativ sein und die bestehenden Sachen abändern oder selbst zum Designer werden. Insofern ist es heute deutlich einfacher für Handarbeitsfans. Das Internet bietet die Möglichkeit, Anleitungen von überall auf der Welt zu finden oder direkt beim Designer zu kaufen. Während früher Bücher oder Hefte gekauft wurden, die 20 Anleitungen anboten, von denen einem nur 4 gefallen haben, habt ihr heute die Möglichkeit ganz gezielt die Anleitungen zu finden, die euch wirklich gefallen. Hinzu kommen viele Blogs und Designer die kleine, einfache Anleitungen sogar kostenfrei anbieten.

Allerdings hat das Internet auch dazu geführt, dass Anleitungen noch einfacher vervielfältigt werden. In WhatsAppGruppen, per privater Nachricht oder in Cloudspeichern liegen hunderte Anleitungen. Ein bedeutenter Teil davon ist jedoch kostenpflichtig und wird auf diesem Wege verteilt. Der Designer erhält für diese Anleitungen keinen Cent.

Das wilde Teilen von kostenpflichtigen Designs ist grundsätzlich nicht gestattet. Anleitungen, ob in Zeitschriften, Büchern oder als Downloadversion dürfen nicht einfach so kopiert und verteilt werden.

Die Argumente der 4-free Verfechter

In den diversen Facebookgruppen veröffentlichen Admins und Designer immer wieder Aufrufe, dass ihre Werke nicht per Privatnachricht getauscht werden dürfen. Die Antworten darauf fallen recht vielseitig aus. Einerseits gibt es die, die den Designern komplett zustimmen und sich empört zeigen, dass es noch immer Menschen gibt, die Kaufanleitungen weiterverbreiten.

Andererseits gibt es die Fraktion, die sich verzweifelt wehrt und überhaupt nicht versteht, warum sie denn eine Anleitung nicht einfach weitergeben darf. Die Argumente reichen hier von: „Die Anleitung ist ja eh nichts besonderes, das Muster habe ich schon mal nachgestrickt“ über „nicht jeder kann sich so teure Anleitungen leisten“ bis hin zu „früher haben wir auch aus Heften die Anleitungen herauskopiert, jetzt soll das auf einmal ein Problem sein?!“. Auch beliebt ist die Aussage, dass jeder, der etwas im Internet verkauft ja damit rechnen müsse, dass die Sachen weiter geteilt würden.

Die Begründungen und Argumente ähneln sich in allen Posts sehr und zeigen, dass es teils überhaupt kein Unrechtsbewusstsein bei den Einzelnen gibt.

FAierer Umgang mit Anleitungsdesignern- Diese Arbeit steckt hinter einer kostenpflichtigen Anleitung

Was sagt das Gesetz dazu- Urheberrechte bei Häkel- und Strickanleitungen

Ich bin keine Juristin. Dieser Abschnitt soll lediglich eine kurze Einordnung geben, warum die Kopie von gekauften Anleitungen problematisch ist.

Texte und Anleitungen fallen in der Regel unter das Urheberrechtsgesetz. Hierfür müssen einige Anforderungen erfüllt sein. Unter anderem muss das Werk eine bestimmte schöpferische Höhe/Originalität aufweisen. Verschriftlichte Häkel- und Strickanleitungen fallen hier zumeist darunter, sofern es sich um komplexe Werke handelt, wie beispielsweise Kleidungsstücke und Amigurumi.

Texte, die unter das Urheberrecht fallen, unterliegen auch bestimmten Beschränkungen. Sie dürfen nicht einfach so vervielfältigt werden. Unerlaubte Kopien, die dem Urheber eine Bezahlung vorenthalten sollen, werden auch als Raubkopien bezeichnet. Diese unerlaubte Verarbeitung kann Geld- bis hin zu Haftstrafen nach sich ziehen.

Das ist allerdings keine neue Rechtslage, sie galt auch schon zuvor. Das Thema Urheberrecht bei Anleitungen ist ziemlich komplex und verdient im Grunde einen Artikel für sich allein.

Darum kosten Anleitungen Geld- welche Arbeit steckt hinter einer Anleitung und wieviel kommt beim Designer an

Eine Anleitung zu verfassen ist eine Menge Arbeit. Zunächst steht die Idee. Diese muss dann in einem Erststück umgesetzt werden. Währenddessen entstehen schon die ersten Mitschriebe. Wenn alles gut geht, ist das Erststück so gut, dass es der Idee entspricht. Oft müssen aber kleinere und größere Anpassungen vorgenommen werden. Dann wird die Anleitung sauber verschriftlicht und ausformuliert. Oft werden ins Dokument Skizzen eingefügt. Danach wird das Ganze nochmals von Teststrickern oder -Häklern nachgearbeitet. Anhand deren Feedback wird dann die Anleitung nachmals überarbeitet. Nach unzähligen Arbeitsschritten wird dann das Dokument auf die diversen Plattformen eingestellt, damit ihr es herunterladen könnt.

Die meisten kostenpflichtigen Anleitungen kosten zwischen 1.50€ und 7€. Davon kommt jedoch nur ein Teil beim Designer selbst an, da zuvor noch Provisionen an die Plattformen gehen, auf der die Anleitung verkauft wird. Vom Restbetrag zahlen Designer noch andere laufende Kosten. Ich habe mich mit einer lieben Designerin unterhalten und sie hat mir ihre Rechnung vorgestellt. Von einer Anleitung für 3.90€ kommt nur 2.80€ bei ihr an. Davon muss sie dann noch Steuern abführen.

Kostenlose und kostenpflichtige Anleitungen- darin unterscheiden sie sich (oft)

Neben den kostenpflichtigen Anleitungen gibt es auch noch kostenfreie Designs. Aktuell findet ihr beispielsweise auf meinem Blog ausschließlich kostenfreie Anleitungen. Diese unterscheiden sich auf den ersten Blick kaum von kostenpflichtigen Versionen- oder etwa doch?

Auch ich investiere viel Zeit von der Idee bis zur Reinschrift. Jedoch verzichte ich aktuell auf den richtig aufwändigen Teil und lasse weder Testhäkeln noch stelle ich die Anleitung auf verschiedenen Plattformen ein. Freie Anleitungen, wie meine gehen also mit potentiellen Fehlern online. Zwar korrigiere ich sie, wenn sie mir auffallen und versuche besser noch keine zu machen, jedoch kann ich nicht für Fehlerfreiheit garantieren. Zudem gibt es oft keine expliziten Step-By-Step Bilder oder eine Einführung in die grundlegenden Techniken.

Auf der anderen Seite könnte ich meinen Blog auch dann monetarisieren (= Geld damit verdienen), wenn ich weiterhin kostenlose Anleitungen biete. Diese Finanzierungsmodelle leben dann davon, wie viele Zugriffe ich monatlich habe. Ihr seht: auch vermeindlich kostenlose Anleitungen können dem Designer Geld einbringen. Von daher gilt auch bei freien Anleitungen: kopiert diese nicht einfach so und ladet sie irgendwo hoch, sondern bezieht sie direkt beim Designer.

Warum der Anspruch immer alles kostenlos, perfekt und werbelos zu bekommen, die Anleitungsvielfalt bedroht

In den Debatten und den betreffenden Kommentaren bei Facebook bekomme ich immer wieder das Gefühl, dass kostenfreie Anleitungen ein natürliches Recht der Kommentierenden sei. Zeitgleich beschweren sich viele immer wieder, dass es kaum gute Designs in deutscher Sprache gäbe.

Werden Anleitungen getauscht und geteilt, verlieren die Designer Einnahmen. Dabei ist es egal ob es sich um eine direkte Finanzierung handelt, oder um Einnahmen durch Werbung. Gerade Designer die sich ernsthaft versuchen ein Zubrot oder ihr volles Einkommen über ihre kreative Arbeit zu verdienen leiden darunter. Die Folge ist, dass sie nicht von den Einnahmen leben können. Aus diesen Gründen müssen sie auf kurz oder lang nach anderen Verdienstmöglichkeiten suchen. Dadurch bleibt weniger Zeit für neue Designs und die Vielfalt nimmt stetig ab.

Dabei sind ein paar Euro für eine gute kostenpflichtige Anleitung keine enormen Ausgaben. Im Vergleich, was viele Kunden für Wolle ausgeben, fällt der Preis für eine Anleitung kaum mehr ins Gewicht, hilft aber den Designern enorm. Ihr möchtet ja sicherlich auch für eure Arbeit eine faire Entlohnung und nicht von eurem Chef den Satz hören „Das hätte ich auch selber machen können, darum bekommen sie für die letzten 20 Stunden Arbeit kein Geld“.

FAierer Umgang mit Anleitungsdesignern- Diese Arbeit steckt hinter einer kostenpflichtigen Anleitung

Support your local Designer- eine Win-Win Situation für alle Beteiligten

Wenn euch ein Stück gut gefällt, dann bezieht die Anleitung direkt beim Designer. Ob nun kostenpflichtig oder kostenlos: die meisten Designer bieten nicht nur das blanke Textdokument an, sondern stehen oftmals mit Rat und Tat zur Seite, wenn ihr nicht klar kommt und Hilfe braucht.

Designer entwerfen viele Stücke und verschriftlichen die Anleitungen nicht für sich selbst, sondern um euch die Möglichkeit zu geben, diese Sachen auch selbst zu machen. Also ist es nur fair, wenn sie dafür auch auf irgendeine Art und Weise eine faire Entlohnung bekommen. Und dabei spielt es keine Rolle ob sie sich für eine direkte Finanzierung über Verkäufe oder eine andere Form der Monetarisierung entschieden haben.

Wie steht ihr zu diesem Thema? Bezahlt ihr gerne für gute Anleitungen oder verzichtet ihr sogar auf Anleitungen und könnt Stücke nur aus eurer Vorsstellung heraus arbeiten? Wie steht ihr zum Thema Preise für eine Anleitung.

FAierer Umgang mit Anleitungsdesignern- Diese Arbeit steckt hinter einer kostenpflichtigen Anleitung
FAierer Umgang mit Anleitungsdesignern- Diese Arbeit steckt hinter einer kostenpflichtigen Anleitung

9 Comments on Kostenfreie und kostenpflichtige Anleitungen- darum kosten Häkel- und Strickanleitungen Geld

  1. Du hast so recht! Ich habe bisher jede meiner Anleitungen gekauft. Da ich noch Schülerin bin, habe ich zwar nicht so viel Geld, aber trotzdem würde ich nie eine Anleitung tauschen! Trotzdem finde ich nicht, dass die Wollausgaben viel grösser sind, bei mir ist das so 50:50.
    Manche Anleitungen sind schon etwas überteuert, da suche ich mir dann lieber eine ähnliche günstigere.
    Was mir auffiel, ist dass es sehr viele Seiten auf Instagram gibt, die englische Anleitungen von grossen Designer in eine andere Sprache, oft auch andere Schrift übersetzen und gratis veröffentlichen

    • Hallo Carina,
      ich finde es toll, dass du die Anleitungen kaufst, obwohl du auf deine Finanzen achten musst.
      Was die Wollausgaben angeht, ist es sehr unterschiedlich- bei mir ist das Verhältnis 100000:3 oder so, da ich fast nie eine Onlineanleitung gekauft habe- und in den letzten Jahren habe ich nicht einmal mehr Zeitschriften gekauft 😉

      Diese Übersetzungsseiten sind enorm explodiert in der letzten Zeit. Eigentlich darf eine Anleitung auch nicht ohne die Erlaubnis des Designers übersetzt werden.
      Liebe Grüße
      Jasmin

  2. Naja, es ist unterschiedlich. Wenn jemand für ein einfaches „Standarddreiecktuch“ Geld möchte – das finde ich grenzwertig. Denn natürlich ist es Arbeit, das Ganze aufzuschreiben, aber es gibt sowas halt schon zigmal und auch kostenfrei. Außerdem sind die Preise in letzter Zeit extrem gestiegen. Ich kaufe auf Ravelry und zahle definitiv keine 7 oder 8 Euro für eine Anleitung. Da ist ein Heft für denselben Preis mit vielleicht drei, vier interessanten Modellen und einigen netten Ideen schon besser angelegtes Geld. Und ich selber finde es ganz gräßlich, wenn in einer Anleitung die Grundzüge des häkelns/strickens erklärt werden und jeder einzelne Schritt mit Bildern versehen ist. Bin aber keine Anfängerin, daher dann wohl auch nicht die Zielgruppe.
    Und zumindest im direkten Umfeld verleihe ich durchaus Bücher und Zeitschriften – kein kopieren, aber ein weitergeben der Anleitung ist das ja auch.
    Herzliche Grüße, Cora

    • Hi Cora, danke für deinen Kommentar und deine Sicht auf die Dinge.
      klar, es Anleitungen, bei denen ich mich auch Frage ob das nun wirklich seinen Preis wert ist- dann suche ich mir eine Alternative und gut 🙂
      Ich glaube das Anleitungsbooklet ist wirklich Geschmackssache- für viele ist es ein Service nochmals die einzelnen Maschen zu erklären- gerade auch, weil nicht jeder, der sich die Anleitung kauft auf dem gleichen Stand ist. Die Basics mit in eine Anleitung zu packen reduziert auch im Vorfeld viele Nachfragen, die einfach unweigerlich kommen und später enorm viel Zeitaufwand bedeuten um sie abzuarbeiten.

      Und was das Verleihen angeht, sehe ich hier nicht das Problem. Ich meine mich sogar zu erinnern, dass das Verleihen von Büchern rechtlich sogar berücksichtigt ist- denn auch wenn du es verleihst: Es bleibt ein Buch und jede Anleitung kommt darin nur einmal vor.

      Liebe Grüße
      Jasmin

  3. Ich hab mir noch nie Gedanken gemacht, warum Anleitungen Geld kosten, wenn ich ehrlich bin. Dein Artikel liefert gute Einblicke. Danke dir dafür. Ich denke ich werde wohl zukünftig das im Hinterkopf haben

    • Liebe Juliana,
      danke für deinen Kommentar. Es freut mich zu lesen, dass der Artikel, die ein bisschen die Prozesse hinter einer Anleitung näher bringen konnte.

      Liebe Grüße

  4. Ich bin ein Anleitungsmuffel. Am liebsten suche ich ein schönes Muster und schau was draus wird.
    Das Stricken und Häkeln habe ich als Kind von meiner Mutter gelernt einschließlich vieler Muster und ich lebe von Büchern und Zeitschriften, weil ich im Prinzip nach Ideen suche. Da ist mir der Katalog oder eine Zeitschrift oder Bilder in Google gleich wertvoll.
    Aber hier wird’s ja schon schwammig.
    Danke also für den guten Beitrag. Muss ich echt noch ein bisschen darüber nachdenken, was genau ich da mache.
    Da ich selber Male und die Bilder auch teilweise veröffentliche, ist mir das Thema Urheberrecht nicht egal. Und ich möchte gerne dazu beitragen, dass Kreativität nicht einfach verschachert wird.
    Vielen Dank also nochmals

    • Liebe Sabine,
      danke für deine Antwort. Es freut mich, dass dir der Beitrag gefällt und ich dir einen blick hinter die Kulissen ermöglichen konnte. Das Thema Urheberrecht ist aktuell tatsächlich wieder sehr heiß debattiert- zumindest, wenn ich in die Kommentarspalten bei Facebook schaue.

      Daher freut es mich umso mehr, wenn ich lese, dass meine Beiträge ein bisschen ind diese Richtung aufklären.

      Liebe Grüße
      Jasmin

  5. Hallo Jasmin,
    Ich bin leider gänzlich unbegabt, um eigene Designs zu entwerfen und muss auf Anleitungen zurückgreifen. Dafür bin ich auch bereit, etwas zu bezahlen. Aber ähnlich wie Cora muss ich auch aufs Geld schauen und versuche auch, kostenlose zu finden.
    Die Anleitungen, die ich kaufe und runterlade, teile ich mir mit meiner Mutter. Und es ist schon praktisch, wenn ich mal kurz in der Cloud ins Dokument kann, um z. B. die Häkelschrift zu vergrößern, was im Ausdruck nicht geht.

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