Heute geht es um Knoten in neu gekauften Wollknäulen. Es gibt kaum etwas nervigeres: Ihr sitzt an eurem Projekt und zieht gefühlt einen Knoten nach dem anderen auf dem Knäuel. Warum ihr immer wieder geknotete Stellen in Garnen findet, wie viele davon maximal in einem Knäuel enthalten sein dürfen und was sonst noch interessant und wichtig ist, verrate ich euch in diesem Beitrag.
Knoten in einem unifarbenen Garn sind nun nicht so das große Drama- zumindest nicht im Vergleich zu Farbverlaufsgarnen. Bei diesen ist ein plötzlicher und unpassender Farbwechsel nach einer Unterbrechung echt ätzend.
Natürlich sind nicht in jedem Knäuel Knoten enthalten- die meisten Knäule sind in der Tat knotenfrei. Aber hin und wieder wird doch mal ein Garn mit Knoten angenadelt, dann solltet ihr folgende Dinge wissen:
Darum findet ihr überhaupt Knoten in Wollknäulen
Um zu verstehen, warum ihr überhaupt Knoten in euren Wollknäulen findet, solltet ihr wissen, wie eurer Wollknäuel produziert wird.
Bei der Garnproduktion handelt es sich nicht um eine Endlos-Produktion. Wolle wird nach dem Spinnen auf Konen abgewickelt. Sofern nicht bereits der Kammzug gefärbt war, werden diese Konen durchgefärbt. Pro Kone kann das Gewicht je nach Material variieren. Von diesen Konen werden später die einzelnen Knäule abgewickelt. Häufig geht die Menge des Garns auf der Kone nicht bündig mit der Menge der daraus zu wickelnden Knäule auf. In solchen Fällen werden die Fäden maschinell miteinander verbunden- oft geschieht dies durch einen Knoten. Auch kann es vorkommen, dass ein Faden während des Umwickelns reißt. Auch in diesem Fall setzt die Maschine einen Knoten.
Warum werden Garne mit Knoten nicht ausgesondert?
„Es ist mir unverständlich, warum Garne mit Knoten überhaupt durch die Qualitätskontrolle kommen, sowas sollte gar nicht verkauft werden.“ Diese Antwort habe ich vor einiger Zeit bekommen, als ich erklärt habe, warum es geknotete Stellen (auch bei namhaften Herstellern) geben kann. Die Antwort darauf ist relativ einfach. Gehen wir von einer 1,2 kg Garnkone aus, von der 250 g-Knäule abgewickelt werden, bleibt am Ende etwas auf der Kone. Dieser Rest wird später mit einer neuen Kone verbunden und so komplett aufgebraucht. Sondert man Knäule mit Knoten aus, würde das zu einer extremen Verschendung von einwandfreiem Material führen.
Und auch die knotenfreie Verbindung von Enden ist nicht die Allround-Lösung. Je dicker das zu verbindende Garn, desto dicker die Übergangsstelle. Ab einer bestimmten Garnstärke kann so eine Verdickung unschöner in eurem Gewebe aussehen, als ein normal gehäkelter oder gestrickter Fadenwechsel.
Wolle mit dem Label „knotenfrei“- Was heißt das?
Es gibt immer mehr Hersteller, die darauf setzen ihre Garne knotenfrei zu verbinden. Dafür werden die Enden maschinell miteinander verspleißt. Hierfür werden die Enden des einen Abschnitts und der Beginn des anderen Abschnitts ein Stück aufgedröselt und die Faserstränge durch Druckluft miteinander verzwirbelt. So entsteht eine knotenfreie aber dickere Stelle im Garn. Je nach Garnart und -Stärke kann so eine Verdickung aber noch störender sein als ein Knoten.
Gerade bei Farbverlaufsgarnen kann nach einer Unterbrechung des Fadens nicht sichergestellt werden, dass der Verlauf sich gleichmäßig fortsetzt. Hier müsst ihr ohnehin ein Stück des angeknoteten Fadens abwickeln um wieder einen gleichmäßigen Farbrapport zu erhalten.
Einige Hersteller, die das Verspleißen nutzen, bewerben ihre Garne explizit als „knotenfrei“. In diesen Garnen findet ihr statt eines Knotens die dickere Verbindungsstelle. Solltet ihr in solchen Wollknäulen dennoch zusammen geknotete Enden finden, dann könnt ihr das in der Regel problemlos beim Hersteller reklamieren.
Das solltet ihr bei einem Knoten tun
Wenn ihr beim Häkeln auf einen Knoten trefft, solltet ihr ihn nicht mitarbeiten. Diese Stellen sind maschinell verknotet und können sich später leichter durch die Reinigung lösen. In diesem Fall wird es dann sehr schwer das aufdröseln zu vermeiden. Besser entfernt ihr die zusammen geknotete Stelle und arbeitet einen sauberen Fadenwechsel, bei dem ihr später die überstehenden Enden vernäht.
Bei Farbverläufen ist der Rapport häufig nach einem Knoten verändert. Bei solchen Garnen solltet ihr die zusammen geknotete lösen und das knäuel bis zu entsprechenden Stelle im Farbverlauf abwickeln. So bleibt eurer Muster erhalten und wird nicht störend unterbrochen.
So viele Knoten fürfen in einem Wollknäuel vorkommen
Hier gibt es (leider) keine eindeutige Aussage. Verschiedene Hersteller und Händler geben hier verschiedene Toleranzen an (zumindest nach meiner Internetrecherche).
Schachenmayr schreibt beispielsweise von einer branchenüblichen Toleranz von 1-2 Knoten pro 50g, Wollywood hingegen spricht von bis zu 5 Stellen pro 50g. Anders als beim Wollgewicht gibt es hier aber keine feste Grenze oder Menge an Knötchen ab der ihr ein Anrecht auf Ersatz habt.
Das könnt ihr bei vielen Knoten im Knäuel tun
Immerwieder finde ich Fotos von verärgerten Kunden, die sich über zu viele Knoten im Garn beschweren- inklusive Markennennung oder Banderole im Bild. Ich persönlich finde das immer schwierig. Generell bin ich kein Fan davon sich über einen Hersteller oder Marke zu beschweren ohne/bevor ich mich überhaupt mit dieser Firma in Verbindung gesetzt habe.
Da es keinen generellen oder gesetzlich vorgegebenen Wert gibt, wie viele Knötchen sich in einem Garn befinden dürfen, ist es auch schwer abzuschätzen, ab wann ihr euch an den entsprechenden Hersteller oder Händler wenden könnt. Bei 2-3 Knoten pro Knäuel wäre ich persönlich noch entspannt. Bei 5 geknoteten Stellen pro 50g würde ich hingegen beim entsprechenden Hersteller anfragen, ob diese Anzahl üblich ist, oder ob ich ein Montags-Produkt ergattert habe. Das bringt unterm Strich auch mehr, als eine Marke öffentlich an den Pranger zu stellen. Viele Firmen reagieren sehr freundlich und hilfsbereit auf Anfragen ihrer Kunden.
Knoten sind ein Ärgernis, aber aufgrund der Herstellungsprozesse nicht komplett vermeidbar. Natürlich habe ich mich auch schon mehrmals über Wolle geärgert, bei der ich extrem viele Knoten nacheinander aus dem Knäuel gezogen habe. Aber solche zerhackstückelten Garne kommenzum Glück nur sehr selten vor.
Ich habe mich schon öfter über geknotete Stellen in Wolle geärgert, habe aber noch nie wirklich darüber nachgedacht, woher diese stammen.
Danke für diesen guten Beitrag, er hat mich echt zum Nachdenken angeregt
Hallo Lisa,
ja das kann ich gut verstehen. Früher hat mich sowas auch maßlos geärgert, aber inzwischen ist mir das gar nicht mehr so wichtig (aber ich verarbeite ohnehin nur unifarbene Garne).
Es freut mich, dass dir der Beitrag weitergeholfen hat.
Liebe Grüße
Danke Jasmin. Ich habe es auch nicht gewusst. Besonders ärgelich ist es beim XXL Garnen.
Liebe Grüße, Heleri.
Hallo Heleri,
je dicker das Garn, desto nerviger der Knoten. Aber ab einer gewissen dicke ist einfach spleißen auch nicht mehr möglich.
Liebe Jasmin, ich hätte eine Frage auf die ich nach langem Suchen noch keine Antwort fand. Ich schneide die Knoten immer raus und fange neu an, allerdings ist mir ein Knoten einfach durch die Finger gerutscht. Ich hab ihn erst beim Aufspannen entdeckt. Gibt es eine Empfehlung wie ich diesen nachträglich (vielleicht durch vernähen mit einem Faden des Garns) irgendwie so sichern könnte, dass er sich beim Waschen nicht auflöst? Möglicherweise gibt es ja einen Trick 17 oder Erfahrungen wie das am besten zu retten sei. Aufmachen wäre – bei mehr als 1100 Meter Garn – furchtbar. Vielen Dank!
Hallo Marie… das klingt kompliziert.
Ich glaube ich würde erst einmal warten und hoffen, dass der Knoten sich nicht löst. Alternativ und mit viel Geschick ist es möglich die Stelle zu Lösen und im fertigen Gewebe zu öffnen (natürlich müssen die Maschen drum herum gesichert sein). Das sieht man im Nachgang allerdings immer, daher wäre das erst das Mittel der Wahl, wenn sich der Knoten bereits gelöst hat. Denkbar wäre auch den Knoten mit einem Tropfen Textilkleber zu sichern, oder ihn zu umnähen. Mit beidem Habe ich noch keine Erfahrung, kann mir aber vorstellen, dass es helfen könnte.
Es tut mir leid, dass ich dir hier nicht so viel helfen kann, außer mit Spekulationen und Ideen. Ich hoffe du findest eine Lösung.
Liebe Grüße
Jasmin
Ich bin jetzt auch unerwartet auf so einen Knoten gestoßen, alle anderen Knäuel sind einwandfrei. An sich stören mich die Knoten nicht, wenn ich sie von vorne herein mit einplanen könnte würde es mir aber viel Ärger sparen. Soll ich etwa alle 10 Knäuel umspulen, um die Knoten zu finden?
Dass bei der Herstellung der Faden reißt oder zu kurz ist erklärt aber nicht, wie ein Knäuel 5 Knoten pro 50g haben kann. Da ist doch die Maschine kaputt, oder das Schaf! 🙂
ein fettes Dankeschön für die Quellenangaben. Der aktuelle Link für Wollywood ist https://www.wollywood.de/knoten