Die H+H Cologne ist vorbei und wie in jedem Jahr wurden dort auch die aktuellen Materialtrends der kommenden Wintersaison vorgestellt. Neben Farbtends und einigen Neuheiten bei Nadeln und Co stach vor allem ein Trend besonders hervor: Alpakawolle. Fast bei jedem Hersteller oder Vertrieb fand ich mindestens eine Neuheit mit der Faser. Um Alpaka kam man auf der Handarbeitsmesse 2024 nicht herum. Grund genug- ganz in Tradition dieses Blogs- mal einen Blick auf diese Faser zu werfen.

Alpakafasern und Alpakawolle, das srteckt dahinter

Alpakafasern sind an sich keine Neuheit. Schon seit einigen Jahren lassen sich Alpakafasern in Premium-Garnen finden. Ob in Sockengarn oder flauschigen Knäulen für Kleidung und Accessoires, Yak, Alpaka, und Co. fanden schon vor Corona Einzug in die Handstickszene. Dieses Jahr kam man aber quasi gar nicht drum herum. Allein bei Rowan finden sich von 6 Garnneuheiten 4 Alpaka-Woll Mischungen. Und auch andere Hersteller ziehen mit.

Alpakafasern- Garne von verschiedenen Herstellern

Aber was ist das besondere an Alpakawolle? In diesem Beitrag fasse ich mal die wichtigsten Eckpunkte zusammen.

Was sind Alpakas?

Alpakas sind wie Lamas mittelgroße Säugetiere, die zur Familie der Kamele gehören. Alpakas stammen ursprünglich aus den Anden in Südamerika und werden wegen ihres feinen Fells gezüchtet, während die etwas größeren Lamas vorrangig als Lastentiere genutzt werden. Auch wenn sich beide Rassen genetisch sehr ähnlich sind, da sie einer Abstammungslinie entspringen, unterscheiden sie sich in Wesen und anderen kleineren Äußerlichkeiten.

Alpakawolle- Was können die Trendfasern

Nicht zu verwechseln mit Alpakas sind Vikunjas. Dabei handelt es sich auch um ein Mitgleid der Kamelfamilie, welches aus Südamerika stammt, allerdings sind Vikunjas in den höheren Regionen heimisch, einzelgängerisch und kleiner. Sie sind anders als Alpakas nicht domestiziert und ihre Wolle ist nochmals schwerer zu bekommen und wird zu viel hoheren Preisen auf dem Weltmarkt. gehandelt.

Alpakas stammen zwar ursprünglich aus Südamerika, sind aber auch in Ländern wie Peru, Bolivien, Chile und Equador verbreitet. Gezüchtet werden sie aber auch in den Staaten, Kanada, Australien, Neuseeland und Europa.

Es gibt zwei Alpaka Rassen- Suri und Huacaya. Während letztere den Großteil der Population ausmacht, gibt es Schätzungen, dass nur 10% der Gesamtpopulation Suri-Alpaka sind.

Alpakafasern, was ist dran am Hype

Warum Alpakawolle- welche Eigenschaften hat die Faser?

Alpakafasern werden mit einer Feinheit von 13-30 micron (μm) vertrieben. Allgemein wird zwischen 5 Feinheitsstufen unterteilt:

Royal: unter 19 μm

Baby Alpaca: zw. 19 und 21,9 μm

Superfine: 22 – 24,9 μm

Fine: 25 – 27,9 μm

Alpaca: 28 – 30 μm

Auch die Oberfläche der Haare unterscheidet sich von der von Schafen. Die Schuppentextur ist feiner und ragt nicht so hoch auf. Darum kann sich ein Strang Alpakawolle trotz gleicher Micronzahl weicher anfühlen als Schafwolle. Die flachere Faseroberfläche reduziert zudem die Filzneigung beim Waschen.

Alpakafasern ist der Hype gerechtfertigt

weitere Eigenschaften:

– Alpakas haben eine der höchsten Naturfarbvarianzen. Mit mehr als 20 Farbtönen und weit aus mehr Schattierungen nehmen Alpakafasern den Spitzenplatz ein (beim Nachschlagen fand ich im Vergleich dazu nur etwa 10-12 Farbtöne bei Schafwolle. Viele Quellen brechen das sogar noch weiter herunter.)

– Alpakawolle hat eine besonders hohe Wärmeisolierfähigkeit. Da Alpakas von Natur her in sehr kalten Regionen beheimatet sind, sind ihre Fasern besonders gut geeignet um zu isolieren und Wärme zu halten. Dennoch heizt sie sich gleichzeitig nicht übermäßig auf. Damit hat sich auch eine temperaturausgleichende Eigenschaft.

– Alpakawolle ist im Vergleich zu anderen Fasern relativ leicht, aber dennoch sehr wiederstandsfähig und reißfest. Damit sollten Kleidungsstücke aus Alpakafasern länger halten. Ob die Faser jedoch stärker ist als Wollfasern ist noch immer nicht geklärt. Dazu habe ich euch aber unten einen spannenden Artikel verlinkt.

– Alpakafasern sind im Vergleich zu Schafwollfasern sehr ertragreich. Da Alpakas keine Deckhaare haben (die in der Regel relativ grob sind) kann ein großer Teil des Vließes für die Herstellung von Garnen und Fasern verwendet werden. Zudem produzieren Alpakas kein Lanolin, welches vor der Verarbeitung erst ausgewaschen werden müsste. Durch das Fehlen von Lanolin ist Alpakafaser auch für Menschen die allergisch auf Schafwolle reagieren eine Möglichkeit.

Liest man sich ein findet man zig Artikel, die die tollen Eigenschaften von Alpakafasern in den Himmel loben. einen schönen bodenständigen Artikel kann ich euch aber hier ans Herz legen.

Alpakawolle

Was ist mit Tierwohl?

Alpakawolle ist also eine Faser, die nich zu unrecht einen Hype erlebt. Garne mit Alpaka fühlen sich toll an, sind weich und trotzdem wiederstandsfähig. Aber wie sieht es mit dem Aspekt Tierwohl aus?

Alpakas stammen von Vikunjas ab. Diese Vorfahren haben zwar einen Fellwechsel, jedoch müssen sie nicht aktiv geschoren oder gekämmt werden. Alpakas hingegen sind gezüchtete Tiere, bei denen der Fokus auf der Textilproduktion liegt. Der natürliche Fellwechsel findet nicht statt und die Tiere sind von der Pflege durch Menschen abhängig. Dies ist auch bei Schafen der Fall. Wie auch bei Schafen ist die Schur darum ein besonders sensibles Thema und muss saisonal gut abgepasst werden. Wird es zu warm, leiden die Tiere unter der Hitze ihrer Fellmassen, werden sie geschoren und es kommt zu einem Temperaturabfall (besonders in Regionen mit Kälteperioden) sind die Tiere nicht ausreichend geschützt. Auch die Schur selbst kann belastend und stressig für die Tiere sein.

Die Alpakazucht ist zu großen Teilen nicht idustrialisiert. Viele Fasern stammen von kleinen Betrieben in Familienhand. Diese stehen besonders unter finanziellem Druck und das Tierwohl kann nur schwer reguliert werden, aufgrund der schieren Masse an Kleinstbetrieben.

Alpakafasern stehen damit vor vergleichbaren Problemen wie alle tierischen Fasern, mit einem besonderen Schwerpunkt auf der schwereren Regulierung und Kontrolle der Haltungsbedingungen. Mehr Alpakafasern auf dem Markt und mehr Nachfrage kann negative Folgen für das Wohl der Tiere nach sich ziehen, besonders, wenn kleinere Betriebe unter Zwang geraten.

Mein Fazit

Alpakafasern und Alpakawolle ist haptisch toll. Es gibt viele Eigenschaften, die den Hype um die Faser rechtfertigen. Dennoch darf man als Handarbeitende nicht vergessen, dass es sich um ein tierisches Erzeugnis handelt, bei dem auch die Haltungsbedingungen und die sozialen Gegebenheiten der Aufzucht und Haltungsbetriebe/-Familien nicht aus dem Blick verloren werden dürfen.

Tierfasern sind kein billiges Massenprodukt. Menschen müssen bezahlt werden um davon zu leben und die Tiere zu versorgen. Schwemmen nun Garne den Markt, die sich in einem Preiskampf unterbieten, steigt das Risiko, dass weniger Geld beim Erzeuger ankommet und das Tierwohl leidet.

Neben den positiven Eigenschaften und dem Trend um das Garn sollte man das niemals aus den Augen verlieren.

Alpakawolle auf der H+H

Ich habe für die Bilder von Alpakas in diesem Beitrag die Bilddatenbank Pexels genutzt. Die Bilder sind unter CC0 Lizenz nutzbar.

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