Recycelte Garne- was steckt dahinter?

[Werbung/enthält Markennamen] Am 24.April ist der Fashion Revolution Day. Auch für mich ist das ein Anlass um mich einmal näher mit meinem eigenen Umgang mit Mode zu beschäftigen. Aber hier soll es nicht nur darum gehen, sich mit der Herkunft des Inhalts des eigenen Kleiderschranks zu beschäftigen, sondern auch mit der Frage, was passiert mit Mode, nachdem sie entsorgt wird.

In den letzten Jahren ist recyceltes Garn ein immer wichtigerer Faktor und immer mehr Hersteller bieten auch Garne an, die- zumindest teilweise- aus wiederverwerteten Materialien bestehen.

In den letzten Jahren ist Material aus recycelten Stoffen deutlich wichtiger geworden- ob es wirklich auf einem echten Umdenken beruht, oder sich nur gerade am Trend zum nachhaltigen Lifestyle orientiert wird sich zeigen, aber heute zeige ich euch, was es mit recycling Garnen auf sich hat und wo ihr sie bekommen könnt.

Was ist der Fashion Revolution Day

Am 24.April 2013 brach das Rana Plaza in Bangladesh zusammen- ein Gebäudekomplex, in dem Kleidungshersteller ihre Kollektionen nähen liesen. Dabei starben knapp 1200 Näherinnen und etwa 2500 wurden verletzt. Die Toten waren zumeist junge Frauen. Im Anschluss gab es einen Aufschrei und die Frage, wie konnte das passieren und was hat das für einen Einfluss auf unsere Mode?

Näherinnen in Ländern wie Indien, Bangladesh und China arbeiten häufig über der maximal erlaubten Arbeitszeit und verdienen hierfür auch noch unter dem Mindestlohn. Die Arbeitsbedingungen sind mehr als schlecht. Während sich diese Frauen nur mit Mühe finanziell über Wasser halten können, gibt es hierzulande Shirts für weniger als 5€ im Handel.

Tag täglich wird so viel Mode produziert, da Kleidung inzwischen zu einem Verbrachsgut geworden ist: gekauft, getragen, gewaschen, aussortiert, entsorgt. Und was passiert anschließend damit? So genau weiß das keiner, da es so viele Möglichkeiten gibt. Vielleicht landen meine alten Stücke in einer Kleiderkammer, vielleicht in Afrika auf einem Markt, wo sie die lokale Textilproduktion schädigen, vielleicht wird sie verbrannt. Und auf der anderen Seite wächst der Bedarf an neuen Materialien.

Nicht nur die Näherinnen leben am Existenzminimum und kämpfen permanent mit gesundheitlichen Risiken, auch an anderer Stelle der Produktionskette gibt es ethische Probleme. Schafe werden schlecht behandelt und lediglich als Produzenten für einen wichtigen Ausgangsstoff betrachtet und weniger als Lebewesen. Pflückerinnen auf Baumwollfeldern kämpfen mit der Belastung durch Pestizide. Und all dies wird mit dem hohen Bedarf an Rohstoffen legitimiert.

Warum ist es wichtig Materialien zur Recyceln

Es ist noch gar nicht so lange her, da war Recycling eher nervige Pflicht als schicker Lifestyle- Müll musste man trennen und auch wenn es irgendwie logisch war, dass es sinnvoll ist, war es einfach anstrengend. Und wenn ich ganz ehrlich bin, zu wissen, dass ein Großteil meines sorgfältig getrennten Plastikmülls später ohnehin (zusammen mit dem Rest)verbrannt werden soll, hat meine Motivation nicht gesteigert.

Dies hat sich inzwischen -zum Glück- gewandelt: Immer mehr Hersteller aus den verschiedenen Bereichen besinnen sich auf das Cradle-to Cradle-Prinzip und gewinnen aus nicht mehr genutzten Produkten neue Ausgangsstoffe.

Auch alte Kleidung schafft es nun immer häufiger ein zweites Leben zu bekommen- als recycelte Stoffe und Garne.

Der Bedarf an Kleidung scheint permanent zu wachsen und die Neuproduktion ist häufig mit unnötigem Leid und Schaden für die Umwelt verbunden. Diese Schäden zu reduzieren wäre schon ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

Recycelte Garne

Die Produktion von Wolle erfordert eine enorme Menge an Weideland für die Schafe und Wasser. Zudem entsteht bei der Zucht vob Schafen eine enorme Menge von Methan, was sich negativ auf die Umwelt auswirkt. Auch die Schafhaltung hat wenig mit dem idyllischen Bild der Schafherde auf der Wiese zu tun. Die Tiere sind Überzüchtet und auf ihnen wächst so viel Wolle, dass sie bei wärmeren Temperaturen kollabieren können. Hinzu kommt, dass die Tiere eher verstümmelt werden um sie vor Schädlingsbefall zu schützen (Mulesing), satt die Züchtung so zu variieren, dass sie weniger Hautfalten haben- denn das könnte die Menge der Wolle reduzieren.

Aber auch die Produktion von Baumwolle ist nicht unbedenklich- die Baumwollpflanzen brauchen Wasser und müssen vor Schädlingen geschützt werden. Baumwolle wird häufig auch in Niederschlagsarmenregionen angebaut, aus diesem Grund werden nahgegelegene Wasserdepots wie Seen genutzt. Dies sorgt für eine Austrocknung dieser natürlichen Wasservorkommen und zu einem Schaden für die Umwelt. Aber auch Pestizide und Gentechnisch veränderte Pflanzen kommen zum Einsatz und stellen auch für die Pflückerinnen ein Risiko dar. Hinzu kommt, dass häufig Kinder auf Baumwollplantagen als Arbeiter eingesetzt werden.

Dabei gibt es bereits eine enorme Menge an Wolle und Baumwolle im Wirtschaftskreislauf- und täglich wird es mehr. Statt Mengen an neuem Material produzieren zu müssen, kann man wenigstens einen Teil des bereits existierenden Materials wiederverwenden- und genau dies tun immer mehr Hersteller.

Hersteller die recycelte Garne anbieten kaufen Kleidungsstücke, die abgetragen wurden weltweit auf, zerstückeln sie und nutzen das so gewonnene Material als Ausgangsstoff für neue Materialien. Häufig werden neue Faser beigemischt, dennoch reduziert sich der Einsatz von Neumaterial enorm.

Bezugsquellen

Doch woher könnt ihr Garne aus wiederverwendetem Material beziehen? Ich habe euch ein Paar Online-Shops und Hersteller heraus gesucht, die eine tolle Auswahl an Recycling-Garnen anbieten.

Wolle Welten: hier findet ihr eine Auswahl an Garnen von Herstellern wie Katia, Bergere, Lang und Rowan.

Wollkontor: Auch bei Wollkontor findet ihr einige Knäule aus Recyceltem Ausgangsmaterial

Wollplatz: Hier bekommt ihr Drops und Ricodesign Garne aus recyceltem Material

Weitere Hersteller die Garne aus recycelten Materialien anbieten sind:

Pasquali- die ReJeans von Pasquali besteht aus Recycelter Baumwolle

Ggh- auch die Reva ist aus recycelten Fasern gearbeitet

Borgo de Pazzi- mit der Amore bringt der italienische Hersteller ein Garn auf den Markt, das auch recycelte Merino- und Mohairwolle zurückgreift. Das war mein Liebling der H+H Cologne 2018.

Hooked- Die Eko-Yarn Linie von Hooked besteht zu teilen aus wiederverwendeten Kleidungsstücken.

Wiederaufbereitete Materialien setzen sich aktuell immer mehr und mehr durch und ich hoffe, dass dieser Trend noch ein wenig anhält.

Was haltet ihr vom recycling Trend der Handarbeitsszene? Was würdet ihr aus recyceltem Garn machen?

Dieser Beitrag ist mit Werbung gekennzeichnet, weil ich Hersteller und Shops nenne und verlinke. Ich habe mit keinem der verlinkten Marken eine Kooperation und werde dafür nicht bezahlt. Was es mit Werbung auf dem Blog auf sich hat, erfahrt ihr auch hier.

4 Comments on Recycelte Garne- was steckt dahinter?

  1. Von AR Koenigstein gibt es eine coole Eco Kashmir aus 50% recycelter und 50% neuer Kashmirfaser. Sehr cool! Außerdem finde ich zum Spinnen Sariseide sehr spannend. Beim Spinnen hebe ich jeden kleinen fitzel Material auf und kardiere am Ende (einmal im Jahr in etwa) alles zu sehr bunten Batts zusammen. Das ist immer ein riesen Spaß.

  2. Hallo Jasmin.

    Ich recycle meine alten Bettlaken und Kleidungsstücke, die nicht mehr weitergegeben werden können (zu gebraucht oder verfleckt). Sie werden in Streifen geschnitten und zu kleinen oder mittleren Teppichen verhäkelt. Die eignen sich prima um sie unter den Schreibtisch zu legen, vors Bett oder die Dusche, und sie dürfen auch wunderbar bunt sein.
    Zwei kleine aufeinandergehäkelt ergeben ein Sitzkissen für alle Fälle.

    Liebe Grüße, Nikki

  3. Recycling ist keine Lösung-die Kleidungsstücke sind dann aus minderwertige Materialien oder gehen noch schneller kaputt.
    Richtige Lösung für die Nachhaltigkeit- Stoffhertellung in sehr gute Qualität.
    Es gibt nichts besseres, wenn man einen Mantel 10,15, 20 und mehr Jahre tragen kann und es sieht immer wie neu aus (kein Plastik!). Doch, es ist möglich, bei meine Mama hängen noch die Mäntel aus 70, 80e. Qualität ist ein Traum.
    Zu viele Tiere? Weniger kaputtbares Zeug produzieren und mehr Qualität. Aber die Industrie will das und sie macht euch zu Sklaven. Sie produzieren das Zeug aus alles, neues minderwertiges oder Recycling, und ihr kauft das.

    • Hallo,
      in teilen kann ich dir zustimmen: Hochwertige Materialien und ein allgemein besserer Umgang mit den Stücken würde ein großes Problem deutlich entschärfen.
      Nicht zustimmen kann ich dir allerdings bei deiner kompletten Ablehnung von Recycling an sich. Recycelt werden Materialien nur dann, wenn sie einem gewissen Qualitätsanspruch genügen. Mischfasern kommen z.B. nicht oder nur nach Aufbereitung für Recycling in Frage. Im Prozess werden dann häufig Neustoffe hinzugegeben. Somit sind z.B. Garne aus alten Jeans durchaus hochwertig, da von der Auswahl der Jeans, bis zur Endproduktion des Garns durchgängig auf Qualität geachtet wurde. Und recycling ist auch nichts, was erst seit der modernen Industrie aufgekommen ist. Papier wurde lange Zeit aus alten Leinen-Kleidungsstücken hergestellt und gerade im Aufkommen des Buchdrucks wäre es fast undenkbar gewesen, genügend Papier ohne Lumpensammler herzustellen.
      Recycling ist ein Weg, Materialien wieder zu nutzen und sie nicht nach einer einmaligen Nutzung aus dem Wertstoffkreislauf zu kicken. Dass hochwertigere Materialien und ein besserer Umgang mit bereits vorhandenem, auch das Recycling erleichtern würden, ist genauso unumstritten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert