Garn ist Garn, oder? Naja, ganz so einfach ist das leider doch nicht- es gibt wohl 100000 verschiedene Garntypen- und alle zeichnen sich durch einige Besonderheiten aus.

Was das für besondere Eigenschaften sind, verrate ich euch heute.

Zwirngarne, Bändchengarne, Dochtwolle- die Vielfalt an Garntypen ist umwerfend und auch sehr unübersichtlich. Um ein bisschen Ordnung ins Chaos zu bringen habe ich euch heute einmal die gängigsten Garntypen zusammengestellt.

Bevor es richtig losgeht- Garn oder Wolle?

Ich bin durch eine Facebookgruppe darauf aufmerksam geworden und mir ist aufgefallen, dass ich begriffstechnisch eine kleine Wildsau bin. Ich schreibe nämlich sehr oft von Wolle, obwohl ich tatsächlich Garn meine (ihr seht es schon an meinen Kategorien- alles was nicht unter Häkeln, Stricken oder Färben fällt, landet nämlich im Bereich Wolle… ) Die Vermischung beider Begriffe ist nicht mein Problem alleine- es geht sehr vielen so, dass nicht richtig klar ist, wo denn nun genau der Unterschied zwischen Wolle und Garn liegt (alle die es schon wissen, dürfen gerne zur Liste scrollen 😉 ).

Wolle als Begriff beschreibt zunächst einmal die Summe der tierischen Fasern, die aus Fell gewonnen wird- Schafswolle, Alpakawolle, usw. Es ist die reine Materialbezeichnung.  Garn hingegen ist ein Sammelbegriff, welcher sogar nach ISO normiert ist und alle linearen Textilien umfasst, gleich welchen Grundmaterials. Alle versponnenen Fasern sind also Garn.

Allerdings hat es sich irgendwann eingebürgert (vermutlich weil die ersten Handgarne ausschließlich aus Wolle bestanden) zu Garn einfach Wolle zu sagen (weshalb die Kategorie hier auf dem Blog auch nicht umbenannt wird [icon name=“heart“ class=““ unprefixed_class=““]).

In diesem Artikel geht es um die verschiedenen Garntypen, von daher werde ich einfach mal versuchen, sauber in meiner Begriffswahl zu bleiben. Oft kann es vorkommen, dass sich Typen überschneiden- so fallen mehrere Typen in die Kategorie Zwirngarn, stellen aber aufgrund ihrer Eigenheiten im Hinblick auf Material oder Zwirntechnik eine eigene Gattung.

Artyarn

Artyarns sind besondere, häufig handgesponnene Garne. Eigendlich ist der Begiff Artyarn nur ein Überbegriff für die verschiedenen Möglichkeiten Wolle, Seide, Nähgarn und andere Materialien wie Perlen zu verspinnen um schließlich besondere Garne zu erschaffen.

Babygarn

Das besondere an Babygarnen ist nicht ihr Zwirn oder ihre Herstellung, sondern die Tatsache, dass sie bestens geeignet sind für Babykleidung. An die Materialien, die für Babyausstattung ausgewählt werden, werden besondere Ansprüche gestellt- weich, wärmend und atmungsaktiv sollen sie sein, aber auch gut waschbar, nuckelecht und ungiftig. Diese Garne durchlaufen oftmals strenge Tests und sind mit Verträglichkeits-Siegeln ausgestattet. Häufige Materialien für diese Art von Garnen sind neben Merinowolle (mit Superwash veredelt) auch Polyester und Baumwolle. Durch ihre besondere Verträglichkeit sind Babygarne auch für emfindliche Menschen gut geeignet.

Bändchengarn

Unter dem Begriff Bändchengarn sammelt sich alles, was wie ein Band aussieht- ob gewebt oder gestrickt, ob schmal oder breit. Besonders im Sommer sind die leichten Garne sehr gefragt. Gerade in der besonderen Optik liegt der Reiz dieser Garnart. Besonders schön kommen Bändchengarne zur Geltung, wenn sie gestrickt werden, aber sie lassen sich auch verhäkeln. Wie so etwas aussehen kann, könnt ihr hier sehen.

Bouclégarn

Beim Bouclégarn handelt es sich um ein Garn, welches durch eine besondere Zwirntechnik Schlaufen in seiner Struktur aufweist. Diese Schlaufe kommen dadurch zustande, dass die miteinander verzwirnten Fäden ungleich schnell auf die Spule gelaufen sind. Der Faden, der schneller lief, legt sich in Schlaufen und Noppen um das langsamer laufende Garn. So entsteht eine besondere Optik.

Bulky-Garn

Spätestens seit letztem Herbst kennt sie jeder- Bulky-Garne sind das Ideale Material um XXL Decken und rustikale Sitzpoufs zu gestalten. Bulkygarne kann man aus einem Kammzug zum Spinnen leicht selbst herstellen, aber es gibt sie auch industriell gefertigt. Der Vorteil dieser käuflichen Version liegt darin, dass die Garne leicht verfilzt sind und so Decken auch in Form bleiben und sich nicht zu viele Fasern herausziehen lassen, was leicht passiert, wenn die Kammzüge nicht unter Drall stehen.

Dochtgarn/ Filzwolle

Bei Dochtgarn handelt es sich um ein nicht verzwirntes und nur mit wenig Drall versponnes Garn. Garne aus reiner Wolle verfilzen sehr leicht und oft sind Garne zu finden, die genau auf diesen Effekt abzielen- sie werden als besondere Filzwolle vermarktet.

Dochtgarn hat eine besonders weiche Struktur, da sich zwischen den einzelnen Fasern Luft befindet. Stücke aus Dochtgarn haben eine leicht raue Oberfläche.

Flammégarn

Flammégarne haben eine besondere Struktur, die sich auch bei manchen Art-Garnen finden lässt. Dickere und dünnere Abschnitte der Wolle wechseln sich ab und schaffen so ein schönes, außergewöhnliches Maschenbild. Die Garne sind meist für dickere Nadelstärken ausgerichtet.

Glitzergarn

Glitzergarn ist ein besonderer Hingucker, denn seinen Glanz erhält dieses Garn von Metallicfäden, Perlen oder auch durch den natürlichen Glanz bestimmter Materialien wie Seide. Glitzergarne können durchgängig oder abschnittsweise mit glitzernden Effekten versehen sein und sind wahre Aufmerksamkeitsmagneten.

Kettengarn

Kettengarne sind sehr leichte Garne, bei denen einzelne Fäden zu einer Kette verbunden wurden. Dadurch befindet sich zwischen den einzelnen Fäden sehr viel Luft, was den Garnen nicht nur eine besonders weiche Struktur gibt, sie macht es auch zu einem dicken Garn, welches andererseits ein außergewöhnlich geringes Gewicht auf die Waage bringt.

Lacegarn

Lacegarne zeichnen sich durch ihre hohe Lauflänge bei geringem Gewicht aus- oder kurz sie sind sehr, sehr fein. Lacegarne werden dazu genutzt um schöne filligrane Lochmuster zu zaubern und sind besonders beliebt für elegante Schals oder Stolen. Sie können verzwirnt oder als Singlegarn zu bekommen sein und bestehen oft aus Wolle oder Seide- aber auch Baumwolle oder Viskose ist denkbar.

Metallgarn

Metallgarne sind sehr sehr dünne Metallfasern, die sich wie Lacegarne verarbeiten lassen. Das Metalfilament an sich ist oft mit Seide oder Wolle verzwirnt um dem Material die Härte zu nehmen, dennoch ist das Garn starrer als gewöhnliche Materialkombinationen. Besonders gut ist dieses Material für die Schmuckherstellung geeignet.

Ondégarn

Ondégarne haben ebenso wie Bouclégarne eine ungegelmäßige Oberfälche. Hier wurden zwei Fäden unterschiedlicher Dicke zu einem Garn verarbeitet, was dem Ondégarn ein welliges Erscheinungsbild gibt.

Papiergarn

Paiergarn besteht aus langen Papierfasern, die zu einem fortlaufenden Garn geformt wurden. Es ist starrer als Garne aus tierischen oder pflanzlichen Fasern und eigent sich besonders gut für Dekoelemente oder Körbe.

Schlauchgarn

Schlauchgarne sind eine Art von Garn, die es dank modernen Herstellungstechniken gibt. Sie sind, wie der Name schon verrät, Schläuche, die mit einem leichten Material gefüllt sind. Ahnlich wie beim Bändchengarn haben Schlauchgarne eine sehr außergewöhnliche Oberfläche und kommen am besten zur Geltung, wenn Musterstrukturen mit ihrnen gearbeitet werden.

Sockengarn

Sockengarne sind besonders gut für den Einsatz als Material für Kleidungsstücke geeignet. Oft enhalten sie eine Materialkombination aus 75%Schurwolle und 25% Kunstfaser und sind mit Superwash veredelt. Diese Materialkombination lässt das Garn flexibel und atmungsaktiv werden. Für leichte Sommersocken kommt auch eine Kombination mit Bambus oder Baumwolle in frage.

Spühlschwammgarn

Spühlschwammgarn besteht aus einem hohen Kunststoffanteil, wass den fertigen Schwamm schnell auftrochnen lässt und so die Schimmel und Modergefahr verringert. Das Markengarn von Rico hat zudem eine stachelige Oberfläche, wodurch es das fertige Stück als Schwamm oder Peelinghandschuh besonders effektiv ist.

Teddy- und Flauschgarn

Flauschgarne sind Garne, die sich besonders dadurch auszeichnen, dass in der späteren Stuktur das genaue Maschenbild nur noch schwer bis gar nicht erkennbar ist. Besonders die derzeit aktuellen Teddygarne zielen auf diesen Effekt ab.

Textilgarn

Textilgarn wird aus oft aus Resten der Kleidungsindustrie hergestellt und fällt besonders durch seine besondere Oberfläche auf. Das Garn ist sehr dick und meist sehr elastisch. Es eignet sich besonders gut für Teppiche oder Taschen.

Tweedgarn

Charakteristisch für Tweedgarne sind die kleinen Nuppen oder Knubbel im Garn selbst, die sich Farblich vom Rest abheben. Diese Garne haben ihren Namen vom BritishTweed- einem sehr robusten Stoff mit auffälliger Oberfläche. Tweedgarne versuchen diese besondere Optik auch auf gestrickte Kleidungsstücke zu übertragen.

Zwirngarn

Zwirngarn beschreibt zu allererst jede Form von Garnen, die aus mehreren Fäden bestehen. Einzelne Single-Stänge werden entgegen der Spinnrichtung miteinander verzwirnt und gewinnen so an Festigkeit und Stabilität. In dieser Liste findet ihr einige Garne, die ebenfalls gezwirnt sind- Babygarne, Lacegarne oder Sockengarne sind nur ein paar Beispiele.

Vermisst ihr eine Garnart, die ich noch unbedingt in diese Liste aufnehmen muss? Hinterlasst mir gerne einen Kommentar mit einem Vorschlag. [icon name=“comments-o“ class=““ unprefixed_class=““]

Habt ihr euch ein Garn gekauft und fragt euch, wass euch die Banderole sagen möchte, dann schaut unbedingt mal hier vorbei- dort findet ihr alle Infos über die Garnbanderole.

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15 Comments on Materialkunde- Garntypen

  1. Mal wieder ein super informativer Artikel. Danke fürs zusammentragen! Viele StrickerInnen denken, dass es sich bei Babywolle um die Haarpracht von „Baby“-Tieren handelt. Das ist ein Irrglaube und wie du richtig schriebst, bezieht sich das „Baby“ nur auf den Endkuschler, nicht auf den Produzenten 🙂

    • Wobei es ja auch BabyKid und derartige Bezeichnungen gibt- wer sich da nicht auskennt, verliert da leicht den überblick.
      Danke für dein Lob- es freut mich sehr!

  2. Schöner Beitrag, ich fasse allerdings auch alles unter Wolle zusammen. Um ins Detail zu gehen braucht es ein fachlich zumindest rudimentär geschultes Gegenüber.
    Da frag ich lieber, wozu jemand ein Teil haben / benutzen will. Dann kann ich es danach aussuchen, welche Wolle / Garn zu verarbeiten ist.
    Ganz liebe Grüße
    Anke

    • So geht es mir auch. Wolle als begriff hat sich irgendwie eingespielt und jeder weiß, was damit gemeint ist.
      Liebe Grüße!

  3. Eine schöne Zusammenstellung. Jedoch hat sich ein Schreibfehler eingeschlichen: Es heißt“Tweed“. Mit Tweets hat das nichts zu tun. 😉

  4. Wie kann es bei einer Begriffsdefinition von Wolle eine Verbindung zu FELL geben? Wolle wird vom lebendigen Tier (Schaf, Ziege, Kamel, Alpaka etc.) gewonnen, das dafür geschoren oder gekämmt wird.
    Für ein Fell wird dem entsprechenden Tier (üblicherweise nicht Schafen oder Ziegen, sondern Kaninchen, Katzen, Kühen, Nerz etc…) die Haut abgezogen. Ergo: Wolle wird NICHT aus Fell gewonnen…
    Da hab ich dann direkt aufgehört zu lesen…

    • Hallo,
      sehr schade, dass du nicht weitergelesen hast, aber trotzdem möchte ich dich nicht einfach ohne Antwort auf deine Frage lassen:
      Die Verbindung von Wolle zu Fell ist tatsächlich eine ganz einfache, wenn man die gewöhnliche Definition von Fell berücksichtigt, wie sie beispielsweise bei Wikipedia zu finden ist: Fell bezeichnet hier die schützende Haarschicht auf der Haut von Tieren, welche aus Unterfell und Oberfell besteht und dem Wärmehaushalt des Tiers dient. Mein Kater vollzieht beispielsweise auch im Herbst und Frühjar einen Fellwechsel- und behält dabei seine Haut und sein Leben, lediglich seine Haarstruktur verändert sich. Gemeint ist daher nicht, wie du im Kopf hattest, die Haut von toten Tieren, sondern schlicht, das Haarkleid von Tieren.
      Insofern bleibe ich bei meiner Definition und sage: Wolle wird aus dem Fell von Tieren gewonnen, mit der Verdeutlichung: Fell vom lebenden Tier.
      Ich hoffe das hilft dir weiter.
      Liebe Grüße

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