Das Schöne am Häkeln ist: Man braucht nicht viel um damit anzufangen. Aus einem Knäuel Wolle und einer Nadel lassen sich unendlich viele Dinge herstellen.

Aber ebenso wie bei der Wahl des Materials gibt es auch beim Werkzeug einige Unterschiede. Und weil das so ist, habe ich euch heute mal ein paar Infos rund um die Häkelnadel zusammengetragen.

Eines vorab- es gibt nicht die eine Nadel, die für alle perfekt passt. Welche Nadel gut in der Hand liegt ist eine individuelle Entscheidung und vermutlich werdet ihr nicht darum herum kommen auszuprobieren, was für euch am besten funktioniert. Für nahezu jede Handhaltung und Vorliebe gibt es inzwischen Nadeltypen.

Dieser Guide soll euch einen Überblick über die Anatomie der Nadeln geben und euch helfen, die perfekte Häkelnadel für euch zu finden.

Aufbau einer Häkelnadel

Hättet ihr es gedacht? Auch eine Häkelnadel ist eine ziemlich komplexe Angelegenheit. Ich muss zugeben, bevor ich diesen Artikel geschrieben habe, habe ich mir über die Konstruktion einer Häkelnadel nicht wirklich viel Gedanken gemacht. Je nach dem wie genau man es nun haben möchte kann man die Nadel in drei bis fünf Teile unterteilen.

Kopf

Der Kopf der Nadel ist der Teil, der der ganzen Technik seinen Namen verliehen hat (im Englischen ist es noch deutlicher, dort wird die Häkelnadel als crochet hook bezeichnet- hook bedeutet Haken). Mit diesem Teil der Nadel wird die Wolle gefasst und durch die Maschen gezogen. Hier gibt es zwei wichtige Unterscheidungen- inline und not-inline Nadeln und leicht spitze sowie runde Nadeln.

Mit Inline ist gemeint, dass sich der Kopf in einer Linie mit dem Rest der Nadel befindet- bei not-inline Nadeln ist dies nicht der Fall. Ich habe beide Arten in meiner Sammlung und ich merke keinen Unterschied in der Benutzung- für mich ist es ein rein optischer Aspekt (Wenn es für euch einen Unterschied macht, mit welcher Art von Nadeln ihr gerne arbeitet hinterlasst mir doch einen Kommentar- denn es würde mich wirklich brennend interessieren, ob jemand der eine andere Handhaltung nutzt als ich, andere Ansprüche an den Nadelkopf hat. [icon name=“comment-o“ class=““ unprefixed_class=““]). Ich habe bisher auch noch keine Anleitung gesehen, bei der angegeben wurde, welche der beiden Arten genutzt werden sollte.

Ähnlich ist es mit spitzen und runden Nadelköpfen. Ich persönlich mag spitzere Nadelköpfe für feine Arbeiten, da ich dann das Gefühl habe besser durch meine Textur zu kommen.

Kehle

Die Nadelkehle ist der Teil, der zum Kopf hinverläuft. Auch hier gibt es Nadeln, die sehr stark schmaler werden und welche, bei denen das nur mäßig der Fall ist. Tatsächlich macht es im Handling der Häkelnadel einen kleinen Unterschied, ob man eine Version wählt die sich stark nach oben hin verdünnt oder eine, die nur mäßig dünner wird. Allgemein sagt man, dass die Häkler, die dazu neigen ihre Wolle beim häkeln aufzudröseln, lieber eine Nadel wählen sollte die sich stark verjüngt, die jenigen die dazu neigen aus der Schlaufe zu rutschen sollten es mal mit einer sich weniger stark dünner werdenden Variante versuchen. (Ich verliere mit meiner Holznadel, die wirklich stark abfällt, tatsächlich öfter den Faden).

Schaft

Der Schaft sitzt gleich unter der Kehle und endet bei der Daumenaussparung oder dem Griff. Nadeln mit einem relativ langen Schaft im Vergleich zur Kopfgröße werden leicht als instabil wahrgenommen. Zudem ist es bei Nadeln mit Kunststoff- oder Gummigriff oft ein potentieller Schwachpunkt für Brüche oder verbogene Nadeln.

Gleichzeitig wird am Schaft die Größe abgelesen. Wenn ihr gerade keine Größenschablone zur Hand habt, legt ihr die Nadel einfach auf ein Lineal oder Maßband und messt so den Durchmesser. Dieser Entspricht dem Größenwert.

Daumenaussparung

Nicht jede Häkelnadel hat diese Aussparung. Oft findet ihr sie bei Metall- oder Holznadeln ohne Gummigriff, aber auch einige Versionen mit Griff haben eine Abflachung für den Daumen. Auf Metallnadeln ist hier oft die Nadelgröße aufgeprägt. Die Daumenkuhle erhöht den Grip der Häkelnadel.

Griff

Mit Griff ist der hintere Teil der Nadel gemeint. Für diesen gibt es zig Variationen- Kunststoff, Gummi, selbstgemacht aus Fimo oder Holz- mit Verziehrungen oder ohne, flach, rund oder ergonomisch geformt. Für viele ist der Griff ein Entscheidungsmerkmal für oder gegen eine Nadel- liegt der Griff nicht angenehm in der Hand taugt das Werkzeug oft nicht für lange Häkeltage.

Material

Neben den vielen Griffformen gibt es auch zahlreiche Materialien, aus denen die Häkelnadeln und Griffe hergestellt sein können. Im folgenden gebe ich euch einen kurzen Überblick über die gängisten Materialien

Holz und Bambus

Es gibt sowohl komplette Nadeln aus Holz und Bambus, als auch Metallnadeln mit Holzgriffen. Erstere Gruppe liegt gut in der Hand- für mich persönlich aber erst ab einer Größe von 6 oder 7. Davor habe ich immer das Gefühl, dass sie sich leicht verbiegen. Ein großes Plus für dieses Material ist für mich, dass sich Holznadeln kaum abgreifen und Verschleißerscheinungen zeigen, auch wenn man im Sommer an den Händen schwitzt. Sie werden zwar mit der Zeit etwas dunkler, jedoch habe ich noch nie bei Nadeln aus Holz oder mit Holzgriffen erlebt, dass sich etwas löst oder sich die Oberfläche fühlbar verändert.

Kunststoff und Gummi

Nadeln aus Kunststoff sind sehr wiederstandsfähig und vertragen auch längere Transporte in Taschen ganz gut und eignen sich auch hervorragend, wenn man Kindern das Häkeln beibringen will. Sie verbiegen sich kaum und sind preisgünstiger in der Anschaffung. Das ist ein absolutes Plus. Vollkunststoffnadeln haben oft aber das Manko sich nicht gar so wertig anzufühlen und wer beim Häkeln schwitzt rutscht leicht und die Gefahr sich beim arbeiten zu verkrampfen ist relativ hoch.

Gummigriffe bevorzuge ich persönlich beim arbeiten am meisten- sie sind schön griffig und liegen angenehm in der Hand. Dadurch, dass sie nicht ganz glatt sind, rutscht man nicht leicht ab. Leider sind viele Gummigriffe beschichtet und nach einiger Zeit kann Schweiß oder der permanente, ungeschützte Transport in der Handtasche die oberste Schicht beschädigen.

Metall

Metallnadeln- meine Hassliebe. Ist um die Nadel ein Gummigriff (oder wenigstens einer aus Kunststoff) ist es genau meine Traumnadel. Reine Metallnadeln gibt es für kleines Geld und in nahezu jeder Größe. Die Nadeln ohne zusätzlichen Griff sind sehr puristisch und kommen inzwischen in allen möglichen Farben daher (darum habe ich wohl so viele davon, obwohl ich relativ ungerne mit ihnen arbeite). Wer weniger subjektive Abneigung gegen diesen Nadeltyp hat, der findet in ihnen eine treue Häkelbegleitung. Durch den Guss ist es kaum möglich sie beim normalen arbeiten zu zerbrechen.  Die klassischen Nadeln finden sich sogar in Omas Handarbeitssammlung.

Bei den alten Metallnadeln ist jedoch vorsicht geboten. Das Material neigt dazu sich durch Schweiß aufzulösen und ich habe schon mehrfach inzwischen gelesen, dass es danach zu allergischen Reaktionen kam (auch ich bekomme bei den alten Inox-Nadeln ein ganz unangenehmes Jucken in der Hand). Bei den neueren Versionen ist dies weniger der Fall. Bevor ihr also auf dem nächsten Flohmarkt 50 Nadeln ergattert, investiert lieber in Neue.

Falls ihr aber Erbstücke habt, die ihr auf gar keinen Fall aus der Hand geben wollt, dann bastelt euch doch einen Griff, indem ihr die Nadel mit Fimo ummantelt.

Sonderformen

LED Nadeln

Besonders in verschiedenen Häkelgruppen tauchen diese Nadeln immer mal wieder auf. Sie sind batteriebetrieben und haben eine leuchtende Spitze. So soll man auch ohne Probleme im Dunkeln häkeln können. Viele Häklerinnen schreiben auch, dass sie damit endlich wieder dunkle Wolle verarbeiten konnten- was ihnen sonst Probleme gemacht hat, da sie die einzelnen Maschen nicht sehen konnten. Ich hab diese Art von Nadeln noch  nicht ausprobiert, aber sie stehen auf meiner Wunschliste, denn gerade wenn wir im Winter mit dem Auto unterwegs sind, bin ich als Beifahrerin nach Einbruch der Dunkelheit zum Nichtstun verdammt.

Nadeln fürs Tunesisch häkeln

Diese Art von Häkelnadeln ist sehr lang- ähnlich einer Stricknadel- und für die Technik des Tunesisch häkeln gedacht.

Knooking- oder Sträkelnadeln

Auch diese Art von Nadeln sind für eine spezielle Handwerkstechnik entwickelt. Die Spitze sieht aus wie die einer Häkelnadel jedoch haben diese Nadeln am Ende entweder eine Öse wie bei Stopfnadeln oder sie kommen bereits mit einer Verlängerungsschnur vom Hersteller.

Doppelseitige Häkelnadeln

Diese Nadeln haben beidseitig einen Kopf und sind etwas länger als normale Nadeln. Sie können sowohl fürs normale Häkeln als auch für tunesisch gehäkelte Stücke hergenommen werden. Ob man den doppelten Kopf praktisch findet, ist dem individuellen Geschmack überlassen.

Ergonomisch geformte Griffe

Neben den klassischen Griffen gibt es auch Nadeln mit besonders ergonomisch geformten Griffen. Für diejenigen unter euch, die sich schwer tun lange zu häkeln sind diese Griffe vielleicht eine Möglichkeit.

Größe

Die kleinsten Häkelnadeln bekommt ihr ab Größe 0.4-0.5 und die größten können locker bis 20.0 gehen. Gängige Größen, die ihr so gut wie immer bekommt liegen zwischen 0.75 und 12.0.

Je nach dem, wo ihr eure Nadeln kauft oder bestellt können die Werte je nach Maßsystem leicht abweichen. Ich hab mal versucht aus der Fülle an Tabellen zur Umrechnung, die ihr so online finden könnt, eine Übersicht zu erstellen.

Im UK System wird zwischen Holz und Metallnadeln unterschieden- aus diesem Grund wird der Wert 2 zwei Mal vergeben.

Ansonsten könnt ihr die Nadeln noch immer am Schaft abmessen um die metrischen Werte zu ermitteln.

Preis

Häkelnadeln bekommt ihr in nahezu jeder Preiskategorie. Wollt ihr möglichst günstig einsteigen kann ich euch Amazon ans Herz legen. Dort findet ihr so ziemlich alle Nadelformen und Größen, die ihr euch vorstellen könnt. Die Auswahl ist gigantisch. Meine Bambusnadeln habe ich online bestellt und es bisher nicht bereut. Achtet aber besonders bei Händlern aus dem Ausland auf die Bewertungen anderer Kunden. Wenn ihr etwas mehr Geld in die Hand nehmen möchtet, könnt ihr euch auch im Wolladen eures Vertrauens umschauen. Mein liebster Laden hat von jedem Nadeltyp sogar ein Exemplar zum ausprobieren hinter der Theke. Die Preise für gute Nadeln liegen so zwischen 3 und 5 Euro pro Nadel- hochwertige Sets können aber auch gerne Mal 50 € oder mehr kosten.

Auf Dauer lohnt es sich durchaus ein bisschen mehr Geld in Häkelnadeln zu investieren. Lege ich die teuersten Nadeln meiner Sammlung neben die billigsten wird deutlich- die teureren Nadeln sind eindeutig besser verarbeitet. Auch ist mir von meinen Markennadeln bisher noch nie der Schaft gebrochen- bei den günstigen habe ich schon ganze drei Stück auf dem Gewissen.

Ich hoffe dieser kleine Guide war ein bisschen interessant für euch, und ich konnte euch ein paar Fakten über mein liebstes Werkzeug näher bringen. Alles wichtige habe ich euch in einer Grafik zusammengefasst.

Hinterlasst mir gerne einen Kommentar, wie euch der Beitrag gefallen hat. Wenn ihr etwas entdeckt habt, dass unbedingt noch dazu muss, schreibt mir das gerne, damit dieser Guide tatsächlich irgendwann einer der umfassendsten Beiträge in deutscher Sprache wird. [icon name=“comment-o“ class=““ unprefixed_class=““]

9 Comments on XXL Häkelnadel-Guide

  1. Wow, so viele Gedanken hab ich mir noch nie gemacht über Häkelnadeln… Vielen Dank liebe Jasmin für diese interessante Zusammenstellung!
    Deine Bambusnadeln bewundere ich schon länger und liebäugle damit, mir so etwas in dem Stil auch zu gönnen. Die sehen einfach wunderschön aus. Grundsätzlich mag ich Nadeln mit einem „richtigen“ Griff am liebsten. Ich muss mich mal auf einige Dinge achten, die du hier aufgezählt hast. Wirklich sehr interessant =)
    Hab einen wunderbaren und kreativen Abend
    lg Debby

  2. Hallo,
    Super interessant!!! Ich liebe solche Beiträge, die von Anfang an die Thematik belichtet! Und nun weiß ich auch endlich den Grund warum meine Bambusnadel in Größe 2 mir nicht liegt 😉
    Vielen Dank
    Stephi

  3. Eine sehr ausführliche und tolle Aufstellung! Obwohl ich häkeln liebe, habe ich mich noch nie so ausführlich mit dem einzigen benötigten Werkzeug auseinander gesetzt. Eindeutig ein Fehler. Danke für die Aufklärung!

    Lieben Gruß | Barbara

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